48
Frankreich.
von einer mehr geordneten und durchgreifenden Regierung
geschützt, gaben einen solideren Reichthlnn.
Es konnte nicht fehlen, dass alle diese günstigen Um-
stände auf die Kunst und namentlich auf die Architektur
zurückwirkten. Allein auch an sich wurde sie, wie alle
anderen 'l'hätigkeiten, durch jene mittlere Stellung des
Landes befördert. Die nördlichen und südlichen Provinzen
hatten auch in baulicher Beziehung verschiedene Richtungen
eingeschlagen, verschiedene Systeme ausgebildet, jedes mit
eigenthülnlichen Vorzügen. Diese mittleren Gegenden Waren
sclnrvankend geblieben; sie waren daher in der Lage von
beiden anzunehmen, und mussten, da ihre entlegensten
Theile mit dem einen oder dem anderen jener Systeme in
Berührung standen, in ihrer Mitte beide unwillkürlich ver-
schmelzen. Zudem entsprachen die architektonischen Eigen-
thümlichkeiten beider Regionen den geistigen Verschieden-
heiten derselben, die Centralgegend, welche diese in sich
ausgeglichen hatte, konnte mithin auch nur in der Ver-
schmelzung beider einen Ausdruck ihres Wesens finden.
Sie brachte aber auch ihre eigenen Gaben mit; jenen ver-
mittelnden Sinn, der sich in der Politik bewährt hatte und
für die Architektur nicht minder Wichtig war, die gleich-
mässige Empfänglichkeit für die grossartige Einheit des
Ganzen und die freie Ausarbeitung des Einzelnen. Die
vorherrschende Stimmung war, obgleich mehr verständig
als poetisch, dennoch eine enthusiastische und unterneh-
mende, und jener Zusatz des Verständigen grade für die
Baukunst und grade in diesem phantastischen Zeitalter nur
vortheilhaft. Ueberdies gaben Wohlhabenheit, königliche
Macht und das auf die Anerkennung aller Nationen ge-
gründete Selbstgefühl Antrieb und Muth zu den kühnsten
Unternehmungen, für welche denn auch der grosse Reich-
thum an Baumaterialien der verschiedensten Art, der in