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Deutsche
Wandmalerei.
rahmung, auch in den Arabesken diese beiden Farben
vorherrschend
Noch wichtiger sind die bereits vor einer Reihe von
Jahren von der Uebertünchung befreiten, wohlerhaltenen
Deckengemälde im Kapitelsaale des Klosters zu Brau-
weiler, unfern von Köln. Der Saal ist von sechs, durch
zwei Säulen getragenen und so in zwei Reihen getheilten
Kreuzgewölben bedeckt, deren Kappen die Gemälde ent-
halten. Auf dem mittleren Gewölbe der zweiten, hinteren
Reihe, dem Eintretenden gerade gegenüber, sieht man das
Brustbild des Erlösers in kolossaler Dimension mit aufge-
hobener segnender Rechten, umgeben von Propheten und
kriegerischen Helden. Auf den fünf anderen Gewölben
erkennt man Einsiedler, Märtyrer verschiedener Art, käm-
pfende Helden und eine Reihe anderer Scenen, welche dem
oberflächlichen Beschauer kaum zusammenzugehören schei-
nen, dennoch aber einen sehr bestimmten Zusammenhang
haben Das Ganze bildet nämlich eine Predigt von der
Kraft des Glaubens zur Ueberwindung der Welt, und zwar
nach Anleitung einer bestimmten Schriftstelle, des eilften
Kapitels im Hebräerbriefe. Der Maler folgt fast Wort für
Wort seinem inhaltschweren Texte, und hat sich aus dem
ganzen Schatze legendarischer Ueberlieferung die Belege
für denselben gesucht. Da sieht man zunächst auf zwei
Gewölben solche, welche durch den Glauben gesiegt haben;
dann Magdalena und den guten Schächer, welche „Ver-
Ü) Vgl. Andreas Simons, die Doppelkirche zu Schwarz-Rheindorf,
1846, und in dem Jahrb. der rhein. Alterthumsfreunde Heft X, wel-
cher jedoch nur das von ihm entdeckte Bild der Vertreibung kannte,
während die übrigen erst später durch Herrn Hohe aufgedeckt sind,
der nach neuester Mittheilung (D. Kunstblatt 1855, S. 355) auch in
der oberen Kirche die Spuren von Malereien gefunden hat.
ü?) Wir verdanken die Erklärung dem Scharfsinne A. Reichens-
pergefs, der sie in den Jahrbüchem der rheinischen Alterthuinsfreunde
Band XI (1847) bekannt gemacht hat.