Paris
eine
Weltstadt.
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Wörtliche Bedeutung; man sprach von den Meistern von
Paris fast Wie in Griechenland von den sieben VVeisen h].
Es konnte nicht ausbleiben, dass die von hier heimkehren-
den Schüler die Vorliebe für französische Sprache und
Sitte steigerten. Die Franzosen waren daher wirklich die
Tonangeber in jeder Beziehung, im Bitterthume wie in
der VVissenschaft, in der Ausbildung des Lehnrechts und
in einer klugen volksthümlichen Politik, endlich selbst in
der Poesie. Man machte nirgends ein Geheimniss daraus.
Unsere deutschen Dichter, ihren eigenen höheren Werth
nicht kennend, berufen sich nicht bloss auf französische
Quellen, sondern gefallen sich in geschmacklos angebrach-
ten französischen Phrasen. Italienische Gelehrten schrieben
sogar ganze VVerke in französischer Sprache, Weil sie die
erfreulichste sei und (iurch die ganze WVelt gehe. Kein
vVlnider, dass den Franzosen selbst dieser Vorzug ihrer
Nation nicht entging, dass ihr Selbstgefühl und ihr Muth
dadurch wuchsen. Auch hob sich das Land nicht blos in
geistigen Dingen; die Beute der Kreuzzüge , der Ertrag
der Länder imd Güter, Welche französische Bitter im ge-
lobten Lande und später auf dem Boden des eroberten
byzantinischen Reiches erwarben, flossen nach Frankreich
zurück, die Fremden aller Art, welche hier Bildung lern-
ten, belebten den Verkehr, und die städtischen Gewerbe,
"Ü Wackernagel in Haupts Zeitschrift für deutsche Alterthümer IV.
S. 496 theiit eine Schrift mit, in welcher "die zwölf Meister von
Paris" über die höchsten Anforderungen christlicher Tugend Sätze auf-
stellen. Interessante Nachrichten über die frühe Blüthe von Paris ini
13. Jahrh. giebt Guerard im Resumd zu der Steuerrolle von 1292 in der
Coilection des document-s inedits sur Phist. de France, p. 468. Im
J. 1292 hatte es schon über 200,000 Einwr, und noch früher bei dem
Einzuge Ludwigs IX. und seiner Mutter war die Strasse von Paris bis
Montlehery, 7 bis 8 Lieues, nach Joinville's Erzählung durch die heraus-
strömenden Bewohner von Paris gedrängt voll.