Ausbildung
eines
festeren
Styls.
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wie ein Beschluss der Universität vom Jahre 1275 ü)
ergiebt, eigentlich nur Mäkler (Stationarii "qui vulgo librarii
appellantur), "bei welchen diejenigen, Welche Bücher ver-
kaufen wollten, dieselben mit Bestimmung des Preises
niederlegten, damit sie von ihnen durch Anschlag angezeigt
und demnächst den sich Meldenden verkauft würden. Das
gewerbliche Unternehmen ging also von den Abschreibern,
Inuthmasslich den Klöstern, aus, welche eben als Gewerb-
treibende den Absatz durch eine dem Geschmacke der
Käufer entsprechende Ausstattung zu befördern suchten.
Ueberall aber War dieser Geschmack schon auf eine ge-
wisse Eleganz gerichtet. In Bologna, das für Italien ebenso
den Büchermarkt bildete Wie Paris für die nördlichen Län-
der, sah man vorzugsweise auf kostbare, gleichsam ge-
malte Schrift M), in Paris dagegen, wie Danteis Aeusse-
rung und die vorhandenen Manuscripte beweisen, auf Mi-
niaturen. Dieser gewerbliche Betrieb musste natürlich auch
auf die Behandlung dieser Malereien einwirken. Sie waren
nicht mehr die langsame Arbeit eines müssigen Mönchs,
der seine zurückgehaltenen Empfindungen darin für künf-
tige Klostergenossen niederlegte, sondern wurden für Fremde
und ohne besonderes Interesse angefertigt. Dagegen kam
diesem Gewerbe zu statten, dass es in einer Zeit auf-
bliihete, wo die gothische Architektur dem Geschmacke
eine feste Richtung gab und die Plastik und Glasmalerei
anschauliche Vorbilder gewährten. Schon in einem Ma-
nuscript vom Jahre 1266 über die Wunder der h. Jung-
frau (Mss. Franc. , Nro. 7987) finden wir den Styl, der
hierdurch entstand, ganz ausgebildet, seine höchste Leistung
Duboulay, Hist. Univ. Par. III 419, und Crevier, Hist. de
PUniv. de P. II, 66.
M) Der Jurist Odofredus in Bologna klagt im Anfange des 13. Jahrh,
dass die Schreiber zu Malern würden und die Kostbarkeit der Schrift
die Bücher vertheuere. Meiners a. a. O.