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Französische
Miniaturmalerei.
goldene Buchstaben geschmückten Büchern den Platz auf
den Bänken der Hörsäle beschränkten Dieser gestei-
gerten Nachfrage konnte daher nur durch neue Abschriften
genügt werden, deren Anfertigung ausschliesslich oder doch
vorzugsweise den Klöstern anheimliel, da sie allein den
dazu nöthigen Büchervorrath besessen und an die Arbeit
des Abschreibens gewöhnt waren. Es lag nahe, aus dieser
Thätigkeit, wie aus anderen minder geistigen, eine Quelle
der Einnahme zu bilden. Auch fehlte es dazu nicht an
Aufmunterung. Ludwig IX., din'ch das Beispiel eines sa-
racenischen Fürsten bewogen, legte gleich nach seiner Rück-
kehr von dem ersten Kreuzzuge eine Bibliothek zum Ge-
brauche der Studirenden an, in welche er jedoch, um den
V orrath vorhandener Bücher nicht zu vermindern, nicht
aufgekaufte, sondern inn- für diesen Zweck neu abge-
schriebene Exemplare aufnahm In seinem Testamente
vertheilte er diese Bücher an vier verschiedene Klöster, und
diese werden nicht ermangelt haben, daraus dem Sinne des
Königs entsprechend den Vortheil zu ziehen, dass sie Ab-
Schriften für den Verkauf anfertigteil. Hieraus erklärt sich
auch, dass, ungeachtet jener Nachfrage, noch kein eigent-
licher, freier Buchhandel entstand. In der Sammlung von
Statuten der Pariser Gewerbe vom Jahre 1258 kommt
noch keine solche Innung vor; in der Steuerrolle von 1313
werden zwar mehrere Buchhändler genannt, die aber alle
noch mit einem anderen Gewerbe, namentlich als Schenk-
Wirthe oder Trödler aufgeführt sind 39W). Auch waren sie,
1') Wood, Bist.
gleiohung II, 538.
univers.
Oxon.
bei
Mein ers.
Historische
Ver-
Duboulay,
Hist.
Univ.
Paris III
122,
392.
ßw") Depping. Räglemens sur les
Collection de documents imidits pour
tion p. LXXVIII.
arts et m6tiers de Paris (in der
l'histoire de France] lntroduc-