Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Gewerblicher 
Betrieb. 
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eine tiefere Auffassung der phantastischen Gegenstände; 
die hell und grell gemalten Bilder gehen nur auf grobe 
Versinnlichung der Textesworte aus, und die graciöse, oft 
aßectirte Haltung der Figuren contrastirt gegen den Ernst 
der apokalyptischen Geschichte. 
Aus diesen Anfängen entwickelte sich jedoch eine feste. 
Schule. Dante bringt in einer bekannten, oft angeführten 
Stelle die Miniaturmalerei in eine besondere Verbindung 
mit Paris; bei der Begegnung mit einem italienischen Mi- 
niaturmaler bezeichnet er nämlich dessen Kunst als die, 
welche in Paris Illuminiren genannt werde  Diese 
Worte scheinen anzudeuten, dass zu Dante's Studienzeit 
noch vor dem Ende des dreizehnten Jahrhunderts die Mi- 
niaturmalerei in Paris vorzugsweise blühete und, abwei- 
chend von anderen Orten, einen eigenen technischen Namen 
hatte, ein wirkliches Gewerbe bildete. Und (lies ist auch 
aus anderen Gründen sehr wahrscheinlich. In Paris, der 
einzigen Universität diesseits der Alpen, WO die Wissbe- 
gierigen aller Länder zusammenströmten, musste nothwen- 
dig auch der stärkste Umsatz von Büchern statt finden. 
Durch die längere Pflege der Wissenschaften war hier ein 
Vorrath von Handschriften aufgehäuft, wie an keinem an- 
deren Orte, Während andererseits das literarische Bedürfniss 
der Lehrer und Studirenden und der VVunsch der Fremden, 
sich bei ihrer Rückkehr in ihre Heimath das nöthige Ma- 
terial zur Fortsetzung oder Anwendung ihrer Studien zu 
Verschaffen, eine Nachfrage erzeugte, welche durch diesen 
Vorrath nicht befriedigt werden konnte. Der Besitz von 
Büchern war sehr bald auch ein Gegenstand der Prunk- 
Sucht und Eitelkeit geworden; schon im Jahre 1189 klagte 
man darüber, dass einzelne Studenten mit ihren, durch 
t) Purgat. XI. 
Ponor di quclP arte 
76: Non sß' tu Oderisi  Ilonor dhägobbio, 
 Ch' alluminare ä chiamata in Parisi. 
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