1250
1300.
643
Manassevsche
Codex
in
Paris
und
vielleicht
schon
in
das
dritte Viertel des Jahrhunderts fällt In einem böhmi-
scheu VVerke aus dieser Zeit, in der Breznicer Bibel im
Vaterländischen Museum zu Prag, wo sich der Maler
Bohusse aus Leutomischel mit der Jahreszahl 1259 genannt
hat, ist zwar die Zeichnung, namentlich des Nackten,
Schwach, aber die Haltung der Figuren weniger statuarisch
als in jenen deutschen Arbeiten, vielmehr weich, sogar
ziemlich graciös, aber unkräftig Die Hintergründe sind
hier, das erste Beispiel dieser Art in Deutschland, tapeten-
artig gemustert, und die ganze Behandlung nähert sich
mehr der gleichzeitigen französischen, als der deutschen
Weise, so dass man versucht wird, einen unmittelbaren
Einfluss der französischen auf diese slavische Schule an-
zunehmen.
Die französische Miniaturmalerei hat im Ganzen den-
selben Entwiekelungsgang wie die deutsche, aber mit etwas
anderem Erfolge. Auch hier unterscheiden wir jene beiden
Klassen von Miniaturen, die eine mit ansprnchslosen, leicht
Colorirten, aber lebensvollen und naiven Federzeichnungen,
die andere schwächer im geistigen Ausdrucke, aber mit
ausgeführten Malereien in Guasehfarben und Gold. Allein
auch jene Arbeiten in Zeichnungsmanier sind hier elegan-
i) Waagen,
1, 75, 76.
Kunstw.
in
200 ,
Deutschland
und
Kugler
8
"Ü Waagen (deutsches Kunstblatt 1850, S. 149) glaubt die Arbeit
um 1300 setzen zu müssen; allein auf Fol. 296 des Codex, wo der
Sßhreiber Spignaus von Ratibor und der Maler Bohusse dargestellt und
Eßllannt sind, findet sich ganz deutlich die oben angegebene Jahrszahl.
Beide sind ihrer 'l'racht zufolge Laien. Der Maler ist mit einer langen
Tllnica, einem nach antiker Weise nmgeworfenen Mantel und einer
hßröbfallenden Mütze bekleidet.
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