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Auszuge aus Aegypten, also symbolische Beziehungen auf
den Opfertod Christi, angebracht, deren Verschiedenheit
Wieder an jene ersten Gegensätze erinnert. Andere Vor-
lüge hat ein noch reicher ausgestattetes, aus Mainz stam-
mendes Evangeliarium in der Bibliothek zu Aschaffenburg
Der Maler steht hier so sehr auf dem Boden der alten
Kunst, dass er das Wasser des Jordan bei der Taufe,
des Sees, auf dem Christus wandelt, nur durch einförmige
Schnörkel angedeutet hat. Aber die Bewegungen der Fi-
guren sind ungeachtet einzelner Mängel der Zeichnung frei
und leicht, die Köpfe ausdrucksvoll, und die sehr vollstän-
dige Reihe von Bildern aus der evangelischen Geschichte
enthält eine Fülle neuer und wohl beachtenswerther Motive.
Nahe verwandt ist ein in Bamberg befindliches und Wahr-
scheinlich auch dort entstandenes Psalterium 49k), in welchem
sich bei gleicher technischer Vollendung der neue Geist
schon deutlicher ausspricht. David, die Lyra spielend, sitzt,
wie wir es auch sonst bei der Darstellung Musicirender
im dreizehnten Jahrhundert finden, mit zierlich gekreuzten
Füsseil, Goliath giebt den Ausdruck plumpen Uebermuthes
sehr treffend, Christus empfängt die__ Taufe in einer fast
ritterlichen Haltung, und entsteigt dem Grabe so triumphi-
rend, wie es dem Besieger des Todes geziemte. Nicht
minder bedeutend lmd den beiden eben genannten VVerken
älmlich ist das in der königlichen Privatbibliothek zu Stutt-
gart befindliche, für den Landgrafen Hermann von Thü-
ringen (1196_12l6) geschriebene Psalterium welches
"US auch wegen seiner sichern Zeitbestimmung wichtig
ist. In der Zahl der Bilder und in der Mannigfaltigkeit
1') Waagen, Kunstw. in Deutschland 1, 376.
Waagen a. a. O. I, 103.
Waagen a. a. O. II, 199, und besonders Kugler kl.' Sehr. I,
69, mit Zeichnungen. Auch Dibdin, a bibliographical tour in Franco
"K1 Germany, 1821, giebt eine Abbildung.