Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Deutsche 
Miniaturen. 
vorkommende Darstellung der Sünde, indem zwei Säulen 
und ein zwischen sie gestelltes nacktes Weib die senk- 
rechten Grundstriche, zwei Schlangen, welche um jene ge- 
schlungen sich zu den Brüsten des Weibes herabbiegen 
und daran nagen, die oberen Verbindungsstriche bilden. 
In einem Breviarium derselben Bibliothek aus dem Kloster 
Zweifaltern ist vor der Legende der h. Margaretha der 
Anfangsbuchstaben B sehr sinnreich zur Darstellung ihrer 
Geschichte benutzt, indem die runden Theile des Buchsta- 
bens durch einen Drachen gebildet sind, der in der unteren 
Abtheilung mit geöffnetem Rachen die kniende Heilige be- 
droht, während im obern Felde der Tyrann stolz auf einer 
römischen Sella curulis sitzt, indem er sich mit den Armen 
an den umhergeschlungenen Ranken festhält i). 
Wie das phantastische Element tritt auch das symbo- 
lische in neuer Weise hervor. S0 ist in einem Psalterium 
aus dem Kloster Wöltingerode bei Goslar (Bibliothek zu 
Wolfenbüttel) Christus am Kreuze in bedeutsamer Einrah- 
mung gegeben; neben den Kreuzesarmen stehen nämlich 
zur Rechten Maria und Johannes der Täufer, zur Linken 
Johannes der Evangelist rmd Melchisedek mit dem Kelche; 
beide Gruppen in kleiner Dimension und auf der Aussen- 
seite in runder Einfassung, so dass sie mit zwei Medaillons, 
am oberen und unteren Rande des Rahmens, das eine die 
Gestalt der Kirche, das andere die der Synagoge enthal- 
tend, wieder ein Kreuz andeuten. Die Gegensätze einer- 
seits des alten und neuen Bundes, andererseits des Fleisches 
und Blutes Christi, der Verheissung und Erfüllung sind 
also sinnreich mit einander verflochten. Dazwischen sind 
dann noch friesartig oberhalb des Kreuzes Moses mit der 
ehernen Schlange und die Träger mit der Traube von Eskol, 
unten Abrahams Opfer und das Paschahlamm vor dem 
i") Kugler a. a. O. I, 59.
	        
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