Bedeutung
der
nordfranzös.
Provinzen.
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wann durch die Kreuzzüge eine weitere Verbreitung; fran-
zösische und normannische Ritter bildeten den Kern des
Kreuzheeres, ihre Sprache, den Provenzalen und Italienern
verständlich, aber doch mehr mit germanischen Elementen
versetzt und daher auch den Deutschen zugänglicher, wurde
das vorherrschende Mittel der Verständigung, erlangte bald
in dem neugestifteten Königreich Jerusalem eine ofticielle
Geltung, erhob sich so zum gemeinsamen Organ der Völker
des Mittelmeers, und gewann durch diese Verbreitung und
durch die damit verbundene Anwendung auf mannigfaltige
Verhältnisse eine schnelle Ausbildung. Nirgends folgte so
rasch wie hier die Prosa der Poesie; schon am Anfange
des dreizehnten Jahrhunderts konnten französische Ritter
die Geschichte ihrer "Zeit und ihre eigenen Schicksale in
der Muttersprache lesbar niederscln-eiben. Sie war also
die erste unter den Nationalsprachen und fand so bei dem
regen Verkehr der Völker und bei dem Einflusse der fran-
zösischen Ritterschaft auf die der anderen Länder überall
Eingang, so dass sie in weltlichen Beziehungen fast eine
ähnliche Allgemeingültigkeit erlangte, wie die lateinische
in der Kirche. Auch für die ritterliche Poesie wurden die
Franzosen, obgleich an sich mehr verständig und prosaisch
als dichterisch begabt, die Vermittler; sie verarbeiteten die
Stoffe und Gedanken der Provenzalen und führten sie den
Deutschen zu. Endlich nalnnen sie auch in wissenschaft-
licher Beziehung die erste Stelle ein. Die erste Anregung
der Scholastik ging vom Norden aus. Aus den irischen
und angelsächsischen Klöstern war strengere Wissenschaft-
lichkeit schon unter den Karolingern durch Alcuin, Johannes
Scotus und Andere zu den Nordfranzoseil gelangt. Auch
die Normannen wussten die Vortheile der Wissenschaft
zu schätzen, beriefen berühmte Gelehrte aus dem Auslande
in ihre Abteien und Bischofssitze und begünstigten die von