Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

Die 
Miniaturmalerei. 
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ohne oder mit geringer Schattirung 
Architekturen und Bäume sind noch 
eingetragen waren. 
immer conventionell 
gestaltet, die Hintergründe einfarbig, golden oder teppich- 
artig gemustert. Die Zeichnung der Figuren ist namentlich 
anfangs keinesweges correcter; die Füsse sind meistens zu 
klein, die Hände, besonders bei bedeutsamer Bewegung, 
oft zu gross, die Körper mager, die Bewegungen eckig 
und gewaltsam, die Gesichter von regelmässig ovaler Form 
mit sehr grossen Augen, geschwungenen Brauen, kleinem 
Munde, starken Backenknochen, gerader noch mit fast 
kalligraphischen Zügen gezeichneter Nase. Aber mehr 
und mehr macht sich ein Gefühl für Ordnung, Begelmäs- 
sigkeit und natürliche Bedeutung geltend. Die Linien 
werden fester und einfacher, die Falten der Gewänder 
weniger gehäuft, knapper dem schon besser verstandenen 
Körperbau angefügt. Der erstarrte Mosaikentypus wird 
aufs neue zu feierlicher Würde belebt. Der Gedanke tritt 
(leutlicher hervor, die herkömmlichen Momente der heiligen 
Geschichte werden ausführlicher charakterisirt, neue, bisher 
noch nicht dargestellte hinzugefügt, die ethischen Motive 
stärker betont. Allegorische oder aus dem Leben genom- 
mene Gegenstände werden mit Liebhaberei eingeschaltet, 
in dem den heiligen Schriften vorausgehenden Kalender 
werden immer häufiger neben den Sternbildern auch die 
genreartigen Scenen der häuslichen Beschäftigungen jedes 
Monats angebracht. Auch bei den Darstellungen aus der 
heiligen Geschichte haben die Nebenliguren schon oft das 
Kostüm der Zeit. 
Vor Allem regt sich der Farbensinn. In den zum 
kirchlichen Gebrauche oder zur Privatandacht vornehmer 
Personen bestimmten Manuscripten sind die Bilder in einer 
sehr sorgsam behandelten Guaschmalerei ausgeführt, mit 
pastos aufgetragenen, auf der Oberfläche geglätteten kräf- 
4-0:
	        
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