Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Gothischer 
Styl 
in 
Deutschland. 
Halbsäulen, theils aber achteckig mit acht zierlichen Säul- 
chen in den eingekerbten Ecken, theils auch aus zahlrei- 
chen verschiedenartigen Rundungen oder Ecken, ähnlich 
wie einige Pfeiler in Chorin, zusammengesetzt sind. An 
den meisten dieser Kirchen finden wir auch ziemlich reiche, 
aus Formsteinen gebildete Portale, freilich stets mit häu- 
figer Wiederkehr von ein oder zwei Formen. Wir sehen 
daher auch hier ein Schwanken zwischen der bequemen 
Einfachheit des bisherigen Uebergangsstyles und dem Be- 
streben, sich immer mehr den reicheren Formen des west- 
liehen Styles anzuschliessen, und es blieb dem folgenden 
Jahrhundert vorbehalten, das rechte Maass und die dem 
Ziegelbau günstigste Form der Gothik zu finden. 
Preussen, das in der Architekturgeschichte des fol- 
genden Jahrhunderts eine bedeutende Rolle einnehmen wird, 
war für jetzt noch ein Land wilden Kampfes; wir haben 
daher das ganze Gebiet deutscher Civilisation, so weit es 
sich jetzt erstreckte, durchwandert und können zurück- 
blicken, um das Resultat zusammenzufassen. Da sehen 
wir denn am Schlusse des dreizehnten Jahrhunderts in 
ganz Deutschland, von den Alpen bis zum Meere und von 
der lothriugischen Gränze bis zu den äussersten Ostmarken, 
die Herrschaft des gothischen Styles überall entschieden; 
wir haben keine Provinz, die ihm ein hartnäckiges Wi- 
derstreben entgegensetzte, wie in Frankreich die südlichen 
Landschaften. Er War nicht bei uns entstanden, aber er 
entsprach schon vorhandenen 'l'endenzen, gewährte ein 
Mittel sie zu fördern und zum Abschluss zu bringen, 
wurde daher mit Gunst aufgenommen und nicht wie ein 
Fremdling, sondern wie eigenes Erzeugniss, mit Freiheit 
und Meisterschaft behandelt. Darum ist denn auch das 
Resultat ein sehr befriedigendes. Zwar können wir nicht
	        
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