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Gothischer
Styl
in
Deutschland.
werden Ausserhalb der Hauptstadt Schlesiens ist end-
lich noch die Schlosskapelle zu Ratibor zu nennen,
welche wahrscheinlich um 1280 oder 1290 gebaut, sehr
einfacher Anlage, einschifüg und rechteckig, aber mit einer
reichen Gallerie von Blendarcadcn und mit Maasswerkfen-
Stern
im
edelsten
gothischen
Style
erbaut
ist 1511.11
Auch in Pommern begann man vielleicht bald
nach der Mitte des Jahrhunderts gothisehe Formen anzu-
wenden, doch Wiederum in eigenthümlichei" Weise, wie
denn überhaupt das Bestreben, den gothischen Styl den
Anforderungen des Ziegelbanes anzupassen und mit den
bequemeren Formen des bisherigen Uebergaiagsstyles zu
verschmelzen, in allen diesen Provinzen selbstständige Ver-
suche veranlasste. Namentlich war man zu einer solchen
Verschmelzung geneigt, Wenn, wie es häufig geschah, der
gothische Styl bei der Fortsetzung eines im Uebergangs-
style begonnenen Baues hinzutrat. So sollte an der Klo-
sterkirche zu Colbatz den östlichen, im Uebergaxlgsstyle
und bis gegen die Mitte des Jahrhunderts erbauten Theilen
das Langhaus angefügtgwerrlen; da behielt man denn im
Wesentlichen die eckigeliGrundform der bereits vorhan-
denen Pfeiler bei, aber an Stelle der vorgelegten I-Ialbsäule
tritt ein halber achteckiger Pilaster, die stumpfen Bögen
werden spitzer und die Fenster mit Ecken und Säulchen
reicher gegliedert, zum Theil schon zweitheilig angelegt,
und mit einer Kreisöffnung in dem übrigens noch undurch-
i") Luchs a. a. O. S. 15.
w) Abbildungen in der Zeitschrift für Bauwesen 1852, Taf. 43,
S. 210. Die Gewölbe, quadrate und sechstheilige Kreuzgewölbe, ma-
chen durch die Vertiefung der schmalen einschneidenden Stichkappen
eine sehr günstigeZWix-kung.
"Ü Vgliüberall Kuglefs Pommersche Kunstgeschichte, jetzt in
den kleinen Schriften I, namentlich S. 672, 686, 699 tf.