Schlesien.
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kannte den gothischen Styl und wollte ihn anwenden; man
war auch in der Kunst des Formens weit genug vorge-
schritten, um selbst feinere Details und manche Art des
Schmuckes darzustellen. Aber diese Einzelheiten erhöhten
die
Kosten
und
wollten
doch
nicht recht mit der einfacheren
Haltung der grösseren Glieder harmoniren, und man hatte
noch nicht das Mittel gefunden, diese Gegensätze auszu-
gleichen. Uebrigens darf nicht unbemerkt bleiben, dass
die finstere Haltung des Schiifes die Wirkung des Chores
erhöht, der sich wie von einem Zwang-e befreit nach bei-
den Seiten erweitert und durch grössere Fenster hell be-
leuchtet ist.
Schlesien, obgleich nicht bloss ein ursprünglich sla-
visches Land , sondern noch immer "von polnischen Für-
stengeschlechtern beherrscht, war dennoch in seinen nie-
deren Gegenden von deutschen Colonisten so dicht besetzt,
dass es allmälig als ein deutsches Land betrachtet werden
konnte. Diese COlODlStBII stammten grossentheils aus Nie-
derdeutschland, und ihrem Einflusse mag es zuzuschreiben
sein, dass auch hier der Backsteinbau aufkam, während
man in dem oberen Landestheile entweder mit natürlichen
Steinen baute oder gar hölzerne Kirchen, den norwegischen
nicht unähnlich, errichtete, von denen noch einige und zwar
aus dem Anfange des dreizehnten Jahrhunderts erhalten
sind xi). Die Hauptstätte architektonischer Thätigkeit ist
Breslau, wo der Bischof Thomas (1244-- 1267] den
noch jetzt vorhandenen Chor des Domes, zwar nach recht-
winkeligem Plane und zum Theil mit der Ornamentation
des Uebergailgsstyles, aber im Wesentlichen in frühgo-
Wie schon oben Band IV, Abth. 2,
ausser der Zeitschrift für Bauwesen 1852, S.
Reiseskizzen I, B1. 3.
V.
S. 447 erwähnt ist.
212 und Taf. 44, L.
Vgl.
Durst
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