Die
Klosterkirchen
Zll
Chorin
und
Berlin.
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Klosters und das Maasswerk der Fenster sind in gutem
Style aus leichten Formsteinen zusammengesetzt, aber die
Pfosten, welche die Fenster theilen, wieder einfach und
derb profilirt. Man sieht, die organische Durchbildung der
gothischen Bauten natürlichen Steines ist nicht völlig er-
reicht, es mischen sich überall Wieder schwere Gliede-
rungen ein, welche der Wirkung nach denen des roma-
nischen Styles gleichen; aber das Ganze giebt, vermöge
seiner schlanken und richtigen Verhältnisse und des mäs-
sigen und wohlgewählten Schmuckes, einen sehr würdigen
und befriedigenden Eindruck, Luid selbst jene Härtenrund
Ungleichheiten finden eine harmonische Auflösung, wenn
man erkennt, dass sie nicht aus VVillkür oder Slumpfheit
des Sinnes, sondern aus der Natur des Stoffes hervorge-
gangen sind. Sie tragcn das Gepräge der Wahrheit und
erscheinen daher als organischer Ausdruck des Materials.
Gleichzeitig" und ebenfalls in gutem frühgothischeu Style,
mit geringen, romanischen Reminisccnzen, sind die Kloster-
kirche zu Neuendorf in der Altmark und die schöne
Kirche Maria Magdalena zu Neustadt-Eberswalde
Ein Beispiel der eigenthümlichen Erscheinungen, zu
welchen diese Verbindung gothischer Elemente mit Ueber-
gangsformen führen konnte, giebt die Klosterkirche zu
Berlin M). Die Stelle wurde schon im Jahre 1271 einem
Franciscanerkloster verliehen, aber erst 1290 erhielt das
Kloster das Geschenk eines Ziegelofens, und da die noch
vorhandene Inschrift den Geschenkgebei- ausdrücklich mit
zu den Stiftern zählt, so wird der Bau erst in dieser spä-
teren Zeit begonnen sein. Der Chor , welcher sich ohne
Kreuzschiff an das Langhaus anschliesst, ist durch sieben
4'] F. v. Quast a. a. O.
1") Kugler, kleine Schriften zur Kunstgeschichte I,
auch Zeichnungen einzelner Details gegeben sind.
102 ff.
WO