Die
Marienkirche
in
Lübeck.
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chen, einen sogenannten Dachreiter, bezeichnet ist, bis zur
Schlusskapelle des Chorumganges 354 Fuss lang, in den
Kreuzarmen 197 Fuss breit. Das Mittelschiff, im Lang-
hause ausser der Vorhalle unter dem Thurme sechs, im
Chore vier schmale Gewölbfelder enthaltend, erscheint un-
geachtet seiner Breite von 40 Fuss sehr schlank, weil es
sich zu der gewaltigen Höhe von 134 Fuss erhebt, und
überdies die ziemlich nahe gestellten Pfeiler schlanke
Wandfelder bilden. Es ragt mit Oberlichtern von bedeu-
tender Höhe über die 73 Fuss hohen Seitenschilfe empor,
Welche auch das Kreuzschiff umgeben und den im halben
Achteck geschlossenen Chor als Umgang mit einem Ka-
pellenkranze umschliessen. Die Pfeiler sind im Kerne vier-
eckig mit durchgehenden hohen Diensten, besonders im
Chore sehr reich gegliedert, die Kapitäle klein, mit feinem
Blattwerk verziert. Oberhalb der Scheidbögen ist die
VVand dünner gehalten, so dass ein Umgang unter den
Oberlichtern entsteht, der statt der Triforien durch eine
wiederum im Chore besonders reich gegliederte Maass-
werkgallerie geschlossen ist. Das Maasswerk der Fenster
ist freilich überall sehr einfach, nur durch die Verbindung
jedes Pfostenpaares zu einem an die Einfassung anstos-
senden Spitzbogen gebildet; die Strebepfeiler sind zu nie-
drigen Begräbnisskapellen benutzt und insoweit in das
Innere gezogen; die Strebebögen lehnen sich unverziertan
die ebenfalls schmucklosen lisenenartigen Wandverstär-
kungen des Oberschiffes an. Aber ungeachtet dieser Ein-
fachheit erscheint schon das Aeussere, besonders durch die
schlanke Höhe des Mittelschiffes, höchst imposant, Wäh-
rend das Innere in der That zu den schönsten got-hischen
Kirchenschiffen zu zählen ist.
Für jetzt blieb dieser bedeutendste Bau an der Ostsee-
küste noch einsam; erst nachdem er vollendet war, im