Die
Gothik
im
Ziegelbau.
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War, Doppelthürme auf der Westseite gab. Das Innere
ist zwar ebenfalls einfacher gehalten, aber durch seine
wohlgewählten Verhältnisse meist sehr wirksam und durch
die Einfachheit der Airordnmig vor manchen Missgrilfen
bewahrt, die im Systeme des Steinbaues vorkommen. Die
schlankgehaltenen Pfeiler sind meist achteckig, seltener
rmid, mit schwachen Diensten versehen, deren hochgele-
gene Kapitäle selten reicher verziert, oft fortgelassen und
durch blosse Gliederung ersetzt sind. Eigentliche Triforien
kommen nicht vor, wohl aber statt ihrer in einzelnen Fällen
(meist des vierzehnten Jahrhunderts) Gänge mit Balustra-
den. Die Gewölbe sind in der Regel minder hochaufstei-
gend, niemals, wie im französischen Style gewöhnlich,
gestelzt, dagegen kommt hier die Bildung reicherer, mit
künstlich zusammengefügterl Rippen ausgestatteter Gewölbe
ziemlich frühe im vierzehnten Jahrhundert in Aufnahme.
Sie wurden später so beliebt, dass sie in manchen Ge-
genden das einfache Kreuzgewölbe fast ganz verdrängten.
Man fand in den zierlichen Stern-, Netz- oder Fächer-
formen, Welche sich in dieser Weise an der Decke bilde-
ten, einen Ersatz für den versagten Schmuck der Wände,
und Wusste in der That" vermittelst ihrer zuweilen den
Räumen eine grosse und eigenthümliche Schönheit zu
Verleihen.
Wenn das Material der plastischen Ausstattung Hin-
demisse in den Weg legte, so gab es dagegen die Gele-
genheit zu eigenthümlichen Farbenwirkungen. Die moderne
Sitte, den Ziegelbau ganz mit Bewurf zu bedecken und
ihm dadurch eine ihm fremde Färbung, wohl gar den täu-
schenden Schein eines Steinbaues zu geben, kannte man
noch nicht. Die Mauern sind vielmehr gänzlich, wie man
jetzt sagt, im Rohbau ausgeführt und zwar nicht bloss im
Aeusseren, sondern auch im Inneren, so dass nur die
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