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Gothischer
Styl
in
Deutschland.
Wollte, mit oft wiederholtem Wechsel derselben Rundstäbe
und Höhlungen. Das Bogenfeld der Portale entbehrt des
Bildwerkes und ist höchstens durch Arabesken in Form-
steinen verziert; dagegen wurde in späterer Zeit der Por-
talbogen oft durch Herumleitung des Kämpfergesimses mit
einer viereckigen Einrahmung versehen, die dann mit Ro-
setten, Blumen und Mustern von glasirten oder durchbro-
chenen Formsteinen reich ausgeschmückt ist. Im Anfange
wandte man überall die hergebrachte Anordnung mit nie-
drigen Seitenschiffen an; in einigen Gegenden erhielt sich
dieselbe auch bleibend. In anderen lernte man dagegen
schon frühe die Hallenform kennen und fand, dass diese
allen jenen Beschränkungen der Details, welche das Ma-
terial forderte, mehr zusagte; sie wurde daher später hier
vorherrschend und mit günstigstem Erfolge ausgebildet.
Diese Form bedurfte, weil sie jeder Abstufung in sich
entbehrt und am Schiffe gleiche hohe Mauern giebt, mehr
als die andere des Abschlusses durch einen oder mehrere
Thürme. Zwar konnten diese nicht die mannigfache und
bewundernswürdige Gliederung des Ueberganges aus dem
Viereck zur Spitze, nicht den glänzenden Schmuck durch-
brochener Helme erhalten; sie haben festere Mauern,
schwache Strebepfeiler, und steigen senkrecht in wenig
verjüngten Stockwerken, nur durch Gesimse, Fenster,
SchallöHnungen, durch Stabwerk und vertiefte Felder be-
lebt, bis zu der Höhe empor, wo sich die in Holz erbaute
Spitze erhebt. Allein dennoch ist ihr kräftiges Aufsteigen
höchst nöthig, um den grossen Mauermassen der Kirche
den Charakter der Schwere zu nehmen und den Ausdruck
verticalen Aufstrebens zu verstärken, weshalb denn 'l'hurm-
bauten hier sehr beliebt waren, so dass man selbst ein-
fachen Pfarrkirchen, gegen das Herkommen anderer Län-
der, wo dies nur bei Domen und grossen Abteien üblich