Böhmen.
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lage die Wirkung des reicheren
rative Mittel zu erreichen.
Styles
durch
bloss
deco-
Auch in Böhmen, dessen architektonische Blüthezeit
freilich erst unter der Regierung Kaiser Karls IV. eintrat,
finden sich interessante Spin-an frühgothischen Styles.
Merkwürdigerweise ist er hier vielleicht nicht durch christ-
lich-kirchliche Bauten, sondern durch die, allerdings hier
frühzeitig zu grossem Ansehen und Reichthum gelangte
Judenschaft eingeführt; wenigstens hält man gewöhnlich
die alte Synagoge von Prag für den ältesten gothischen
Bau dieser Stadt. Sie erscheint in der That sehr alter-
thümlich; ein kleiner quadratischer Bau, dlnch einen Pfeiler
gestützt, durch schmale Lancetfenster schwach beleuchtet,
überdies durch Rauch und mangelnde Reinigung geschwärzt.
Allein es fehlt sowohl an Nachrichten als an feineren Eigen-
thümlichkeiten, welche zur genaueren Bestimmung der Ent-
stehlmgszeit führen könnten, und es ist sehr denkbar, dass
mancherlei Rücksichten die jüdischen Bauherren und den
wahrscheinlich christlichen Meister bewegen konnten, hier
auch in späterer Zeit, etwa im vierzehnten Jahrhundert,
ungewöhnlich einfache und veraltete Formen anzuwenden.
Dagegen zeigt eine andere Stelle der böhmischen Haupt-
stadt den reinen und frühen Styl in sehr anmuthiger An-
Wendung. Es ist dies das aufgehobene Agneskloster,
namentlich in demselben die Kirche selbst und die von ihr
gesonderte St. Barbarakapelle, beide jetzt zu Fabrikzwe-
cken benutzt, aber noch wohl erkennbar. Es sind ein-
schiffxge Räume mit wohlgegliederten Wandpfeilern, Ring-
säulen und Knospenkapitälen, jene mit dreiseitigem Schlüsse
aus dem Achteck. Alle Formen haben die kernige Frische
der ersten Gothik. Die Gewölbrippen sind zwar noch aus