Der
Dom
Zll
Regensburg.
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einmal über die Fluchtlinie der Aussenmauern des Lang-
hauses hinaus, und öffnen sich nur auf der östlichen Seite
zu einer kleinen, polygonen Nische, die auf eine kurze
Strecke den Chor begleitet. Ofenbar ist also die Anlage
der östlichen Theile zu beschränkt für die anspruchsvolle
Breite des Mittelschiffes. Im Widerspruche damit hat nun
aber der Meister den Versuch gemacht, die reichere An-
ordnung französischer Chöre wenigstens anzudeuten und
ihrer Wirkung nachzustreben. Er hat nämlich an der
Chorwand die Doppelgeschosse der Fenster, welche dort
durch den Umgang entstehen, olnie solchen beibehalten,
zwei Fensterreihen übereinander gestellt, und sogar, wäh-
rend die obere sich in der glatten Wandfläche befindet, die
untere in die Vertiefung kleiner Nischen gelegt, welche
durch einen am Eingange angebrachten durchbrochenen
Spitzbogen noch bemerkbarer gemacht werden. Die Ober-
lichter sind überdies durch ein darunter angebrachtes durch-
brochenes Triforium vergrössert, um so die malerische
Wirkung, welche bei der reicheren Anordnimg durch den
Gegensatz des hellbeleuchteten oberen Geschosses und der
besehatteten Räume des Umganges hervorgebracht wird,
armähernd zu erreichen. Allein in der That ist dies Aus-
kunftsmittel kein glückliches. Der einfache Polygonschluss
gestattet, ja man kann fast sagen, fordert die Anlage
grosser imd schlanker Fenster, welche durch ihre Licht-
fülle dem Chore die ihm gebührende Auszeiclmung geben,
lmd die Höhe des Raumes und das Princip des Aufstre-
bens bedeutsam betonen. Man hatte daher auch da, wo
das Langhaus niedrige SeitenschiEe und mithin doppelte
Fensterreihen erhielt, im Chore diese hohen Fenster an-
gebracht, wie dies noch neuerlich in Regensburg an der
Dominicanerkirche mit günstigem Erfolge geschehen war.
Der Meister des Domes verscherzte diesen Vortheil, olme