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Gothischer
Styl
in
Deutschland.
nahen und entfernten Amtsgenossen Ablassverleihungen zu
verschaffen, mit deren Hülfe dann die Vorbereitungen so
schnell getroffen werden konnten, dass schon im Jahre
1275 die Grundsteinlegung erfolgte. Unter ihm lllld seinem
Nachfolger wurden die Arbeiten mit gleichem Eifer fort-
gesetzt, später stockten sie, im Jahre 1380 bestand noch
die kleine alte Kirche St. Johann Baptista auf einer Stelle
des jetzigen Langhauses, an der Facade finden sich die
Jahreszahlen 1482 und 1486 und das Gewölbe des Schiffes
soll sogar erst 1618 vollendet sein. Nur der Chor, das
Kreuzschiff, die Fundamente und vielleicht theilweise die
Aussenmauern des Langhauses gehören daher dem drei-
zehnten Jahrhundert an; die weitere Ausführung des letzten
liegt ganz ausserhalb desselben, und ist daher erst später
zu würdigen. Der Erbauer hatte es offenbar auf eine
grossartige Kathedrale im Geiste der neuen Zeit und im
neuen prachtvollen Style abgesehen; die Breite des Mittel-
schiffes kommt der des Kölner Domes fast gleich und die
Weiten dadurch gebildeten Hallen, der reiche Schmuck des
Maasswerkes und der Pfeiler verfehlen nicht, ungeachtet
der zum Theil späten und ungleichen Ausführung, einen
bedeutenden Eindruck auf den Beschauer zu machen. Bei
näherer Betrachtung aber finden wir uns weniger befrie-
digt. Wie in den meisten bisher betrachteten gothischen
Kathedralen der inneren deutschen Lande hat man auch
hier auf Umgang und Kapellenkranz verzichtet, der Chor
ist einschiffig und schliesst mit fünf Seiten des Achteckes.
Allein Während man sich in anderen Fällen für diese Be-
schränkung durch eine grössere Längenausdehnung des
Chorraumes entschädigte, enthält er hier ausser dem Po-
lygonschlusse nur zwei Gewölbfelder, und auch die Kreuz-
arme, denen, wie es freilich dieser einfache Chorschluss
forderte, keine SeitenschiHe beigegeben sind, treten nicht