Die
Dominicanerkirche
Dom
ZU
Regensb.
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ist. Man hat schon öfter die Bemerkung gemacht i), dass
in den frühgotlüschen Kirchen der Bettelorden sich manche
Formen finden, die erst beim Verfalle der gothischen Kunst
herrschend Wurden lmd gewöhnlich als Zeichen desselben
gelten; der Mangel an feinerem Gefühl, die Eile des Baues
und das Streben nach Wohlfeilheit und Einfachheit brachten
schon frühe dasselbe Resultat hervor, wie später die all-
gemeine Erschlaffung des architektonischen Sinnes. Auch
dieser Bau giebt, ebenso wie die Minoritenkirche zu Köln
und die Predigerkirche zu Erfurt, eine Bestätigung dieser
Bemerkung; die achteckigen Pfeiler, die Profilirung der
Gewölbrippen mit geschweiften Viertelkehlen nebst abhän-
gender Platte, die sich hier finden, wurden erst in viel
späterer Zeit verbreitet. Bei alledem geben aber die schlan-
ken und wohlgewählten Verhältnisse einen sehr günstigen
Eindruck.
WTäIuend dieser anspruchslose Bau rasch seiner Voll-
endung entgegenschritt, wurde in seiner Nähe ein eben so
prachtvolles, als Weitaussehendes Werk begonnen, der
Neubau des Domes zu Regensburg die). Die Geschichte
desselben hat eine entfernte Aehnlichkeit mit der des Kölner
Domes. Nachdem nämlich wegen Baufälligkeit der alten
Kathedrale bedeutende Reparaturen unternommen und zu
ihren Gunsten in den Jahren 1250 und 1254 bischöfliche
und päpstliche Ablassbriefe erlassen waren, entstand im
Jahre 1273 ein durch Blitz verursachter Brand, welcher
den Bischof zur Vornahme eines gänzlichen Neubaues be-
stimmte. Er benutzte seine Anwesenheit auf dem im fol-
sich von
auch Mer-
genden Jahre abgehaltenen Concile zu Lyon, um sich von
4') Namentlich ausführlich v. Quast a. a. 0., übrigens auch Mer-
tens u. A.
"Ü Vgl. wieder das grosse Kupferwerk von Popp und Bülau und
V- Quast a. a. 0., dem ich bei der Beschreibung und kritischen Beur-
theilung im Wesentlichen folge.