Schwaben.
Bayern.
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am Neckar. Nur die neugestifteten Klöster der Bettelorden
errichteten ihre Kirchen in dem nach ihrer Weise verein-
fachten gothischen Style. Die Kirche der Dominicaner
zu Esslingen, St. Paul, welche nach der Gründung des
Klosters im Jahre 1233 begonnen und 1268 geweiht wurde,
ist durchweg gewölbt, mit weitgespannten Scheidbögen auf
derben Rundsäulen und zweitheiligen Fenstern, die an Stelle
des Maasswerkes nur eine kreisförmige Oeffnung im Bo-
genfelde haben. Edlere Formen hatte, nach dem allein
noch stehengebliebenen Chore zu urtheilen, die Franzis-
canerkirche derselben Stadt, die wahrscheinlich mehrere
Decennien nach der im Jahre 1237 erfolgten Stiftung des
Klosters erbaut wurde. Hier zuerst finden Wir Wirkliche
Maasswerkfenster und das scharfe, elastische gothische
Profi], Das LanghallS War übrigens auch hier, den erhal-
tenen Nachrichten zufolge, durch Rundsäulen gestützt.
Dieser Vorgänge ungeachtet behielt man aber in der Non-
nenkirche zu Schwäbisch-Hall (um 1245) und in der
Marienkirche zu Reutlingen (seit 1247] neben gothischen
Einzelheiten und Prolilen auch jetzt noch die gerade Decke,
den achteckigen Pfeiler, den Bogenfries und ande1'e roma-
nische Details bei. Man kann diese auffallende Erschei-
nung nur dadurch erklären, dass der Volkssinn mit einer
fast eigensinuigen Anhänglichkeit an jenen hergebrachten,
schlichten Formen haftete und die consequente und solide
Arbeit der Got-hik als eiteln Prunk betrachtete.
In Bayern war Regensburg der Schauplatz eifriger
Bauthätigkeit. Das älteste Werk gothisehen Styles, die
um 1'250 begonnene sogenannte alte Pfarrkirche
"Ü Abbildungen bei Popp und Bülau Heft 4, und bei Grueber,
vergleichende Sammlungen II, Taf. 16 und 18. Vergl. übrigens in
Betreff aller hier erwähnten Regensburger Kirchen die scharfsinnigen