Die
Aegidienkirche
Zll
Braunschweig.
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"ebenen, auf Consolen ruhenden Bögen. Das Langhaus,
wahrscheinlich erst im vierzehnten Jahrhundert hinzuge-
fügt St), hat Hallenform, schliesst sich aber in allen Details
dem Chore an, nur überall mit Veränderungen im Geiste
"der Gothik des vierzehnten Jahrhunderts. Der Sockel ist
polygonförmig gestaltet, Während er dort rund ist, die an-
liegenden Dienste sind durch feinere Glieder mehr mit dem
"runden Kerne verschmolzen, das ltlaasswerk der Fenster
ist scharf kantig und durch Nasenwerk und eingelegte Pässe
verziert. Sehr auffallend ist die Nachlässigkeit, mit der
man bei der Ausführung des Grundplanes verfahren, überall
linden sich Abweichungen von den Maassen oder von der
Fluchtlinie Dessen ungeachtet machen die schönen,
luftigen Verhältnisse, die schlanken Formen, die zierlichen
Details einen überaus günstigen heiteren Eindruck. Wir
sehen daher hier den gothischen Styl, wenn auch mit Bei-
behaltrmg einiger beliebten romanischen Details, wie des
Bogenfrieses und der Thiersculpturen, mit grosser Sicl1er-
heit, ja selbst schon fast mit übermüthiger Sorglosigkeit
angewendet.
In Franken können wir nur wenige Beispiele früh-
gothischeil Styles nennen. Dem Bamberger Dome wurde
um 1274 der westliche Chor nebst dem QuerschiHe und
den beiden 'l'hürmen angebaut. Der Spitzbogen ist hier
consequent durchgeführt, die Gewölbdienste haben schon
gothische Gliederung; aber die Consolen, auf welchen sie
zum Theil ruhen, die Kapitäle an dem nördlichen Seiten-
ß) An der letzten Säule nach Westen ist sogar die Jahreszahl
1434 eingehauexr, welche indessen vielleicht auf eine Reparatur hindeutet.
H) Wie der bei Schiller a. a. O. mitgetheilte Grundriss ergiebt.
Die Fundamente sind nur einige Fuss tief und scheinen immer erst
allmälig beim Fortschreiten des Baues gelegt zu sein, was denn jene
Unregelmässigkeit erklärbar macht.
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