Prediger-
und
Barfüsserkirche
in
Erfurt.
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die nicht durch die Zahl der Abtheilungen, sondern dadurch
bedingt ist, dass der Pfeilerabstand fast die Breite des
Mittelschiffes erreicht. Jede Abtheilung ist daher auch bei
der späteren Ucberwölbung durch zwei schmale Kreuzge-
Wölbe bedeckt, deren trennender Qnergurt auf einer über
der Spitze des hochaufsteigenden Scheidbogens angebrachten
Console ruht, welche in der Barfüsserkirche mit den an
den eckigen Pfeilern aufsteigenden Diensten alternirt, wäh-
rend in der Predigerkirche schon achteckige Pfeiler vor-
kommen. Die ganze Länge besteht also in beiden Kirchen
aus sechszehn sehr schmalen Gewölben, und zählt auf
jeder Seite eben so viele Fenster. Die Seitenschiffe haben
Zwar nur halbe Mittelschiffbreite, aber, in Folge des grossen
Aufschwunges der weiten Schildbögen, eine mehr als ge-
wöhnliche Höhe, so dass die Oberlichter sehr klein sind.
Die Anlage hält also gewissermaassen die Mitte zwischen
der hergebrachten Basilikenform und der Hallenkirche. Das
bewegende Motiv ist olTenbar die durch die weite Span-
nung der Scheidbögen erlangte Ersparung von Pfeilern;
die Kenntniss von der 'l'rag'ekraft des Spitzbogens und der
YVirkung der Strebepfeiler ist also hier in eigenthülnlicher
YVcise zur Verminderung; der Mauermassen benutzt. Die
Prolilirung der Scheidbögeil und Gurten und die Behand-
lung der Kapitäle ist rein gothisch, wenn auch sehr ein-
fach und fast roh, und der Totaleindruck beider Kirchen
durch ihre klaren und harmonischen Verhältnisse ein völlig
befriedigender.
Die Benedictiner waren meist im Besitze älterer Kir-
Cllen; gothische Bauten kommen bei ihnen selten vor. Wo
Sie aber notlwvendig wurden, bewährte sich auch jetzt noch
die grössere Prachtliebe dieses älteren Ordens. Dies be-
Weist die Kirche des Benedictinerklosters St. Aegidien
zu Braunschweig, welche nach einem zerstörenden Brande