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Gothischer
Styl
in
Deutschland.
hältnisse der gothischen Plananlage erlitten bei ihnen manche
Aenderungen. Umgang und Kapellenkranz des Chores
kommen nicht vor, der einfache Polygonschluss genügte;
auf die schlanke Gestalt der Wandfelder verzichteten sie
und zogen vor, durch erweiterte Pfeilerstellung Raum zu
gewinnen und Material zu sparen Aber bei alledem
machen ihre in dieser Frühzeit des gothischen Styles ent-
standenen Kirchen durch ihre einfachen, übersichtlichen und
luftigen Verhältnisse einen sehr günstigen Eindruck.
Zu den schöneren Bauteil dieser Orden in Deutschland
gehören die einander sehr ähnlichen Kirchen der Domini-
caner und Franziscaner (der Prediger und Barfüsser)
in Erfurt. Beide stammen zwar gewiss nicht aus den
Stiftungsjahren der Klöster (1228 und 1232), wohl aber
werden sie um die Mitte des Jahrhunderts begonnen sein,
wie denn die Reihe der Gräber in der Predigerkirche mit
einem vom Jahre 1266, in der Barfüsserkirche mit dem
des im Jahre 1260 verstorbenen Erzbischofs Gerhard von
Mainz anhebt, dessen Bestattung offenbar nur bei vorher-
gegangener Vollendung Wenigstens eines ansehnlichen
Theiles der Kirche, etwa des Chores, erfolgen konnte.
Dieser Chor, einschiffig und (lreiseitig aus dem Aehteck
geschlossen, mit wohlgebildeten VVaildpfeilern, Gurtprofilen
und Rippenkapitälen, und mit schlanken dreitheiligen Fen-
stern, die oberhalb der drei gleichen Lancetbögen ziemlich
derbes Maasswerk haben Seit), entspricht in jeder Beziehung
dieser Bauzeit und scheint etwas älter als das Langhaus.
Die Anordnung ist in beiden Kirchen fast dieselbe; ein
Langhaus ohne QuerschiH, aber von bedeutender Länge.
m] Es ist nicht unmöglich, dass diese weite Pfeilerstellung von
den Ordensbauten in Italien, wo eine solche Anordnung allgemein vor-
herrschte, auf die diesseitigen Klosterkirchen übergegangen ist.
u] Eine Inuenansicht bei Puttrich II, 2, Serie Erfurt, Taf. 16.