Die
Bettelorden.
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Der gothische Styl scheint daher Während der Arbeit ein-
gedrungen zu sein.
Die Neigung der Städte, sich mit grösseren Kirchen
Zll schmücken, begann hier erst im folgenden Jahrhundert;
die meisten Bauten gingen jetzt noch von Klöstern aus,
hauptsächlich aber von den Bettelorden, welche gleich nach
ihrer Stiftung auch in Deutschland zahlreiche Niederlas-
sungen gründeten, und in der zweiten Hälfte des dreizehnten
Jahrhunderts soviel Einfluss und Mittel erlangt hatten, um
grössere Kirchen zu errichten. Wie früher die Cistercieuser
schlossen sie sich an den der Entstehung ihres Ordens
gleichzeitigen Styl an; hatten diese in einem mit den ersten
Elementen des Gothischen gemischten Uebergangsstyle ge-
baut, so nahmen sie den reifen und principiellen gothischen
Styl an. Es ist bemerkenswerth, dass die italienischen
Kirchen dieser Orden, namentlich zuerst die Kirche des
h. Franziscus zu Assisi, darin den ultramontanen Bauten
mit ihrem Beispiele vorangingen. Zwar bildeten diese Or-
den nicht, wie die strenger disciplinirten Cistercienser, eine
eigene Bauscbule aus, aber schon aus ihren Verhältnissen
ergaben sich auch bei ihnen gewisse Modiiicationen des
allgemeinen baulichen Herkommens. Sie waren völlig de-
mokratische Institute, aus dem Volke hervorgegangen und
mit demselben in engster Berührung; sie standen in offener
Opposition gegen den Reichthum des Klerus und mussten
daher selbst den Schein der Ueppigkeit und Eleganz mei-
den; ihre ganze Richtung war eine praktische, alle For-
men, welche mehr eine symbolische Bedeutung hatten oder
m11" als herkömmlich und anständig beibehalten wurden,
ePSchienen ihnen überflüssig. Das Kreuzschiff blieb daher
füft, Thürme erschienen entbehrlich, alle Details wurden
auf ihre einfachste Gestalt reducirt und, da sie eilig bauten,
meistens roh ausgeführt. Auch die herkömmlichen Ver-