Der
Dom
Meissen.
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Theiles auf den bereits gelegten Fundamenten beschlossen.
Schon die Enge der Seitenschiffe und des Pfeilerabstandes,
beide genau von halber Mittelschilfbreite i), noch mehr
aber die Gestalt des Pfeilerkernes, der nicht, wie es die-
Sßm Systeme entspricht, rund oder polygon ist, sondern
ein im Sinne der Breitenrichtung schmales Rechteck bildet,
deuten darauf hin, dass man bei ihrer Anlegung nicht an
eine Hallenküche dachte. Die Aufgabe, diese ungünstigen
Grundformen zu einer solchen zu verwenden, hat daher
auch manche Eigenthümlichkeiten hervorgebracht, welche
diesen Bau von anderen Kirchen dieses Systems unter-
scheiden, auf die ich aber erst in der nächsten Epoche
näher eingehen werde. Der gegenwärtigen gehören ausser
dem Chore zwei Kapellen an, die Johanniskapelle und die
an den späteren Kreuzgang anstossende Magdalenenkapelle.
Jene ist offenbar die ältere, achteckig, äusserlich durch ein
einfaches Gesims in zwei Geschosse getheilt und daher
mit zwei Reihen kleiner Fenster ausgestattet, deren Maass-
Werk aus zwei Kleeblattbögen und einem einfachen Kreise
besteht; im Inneren durch wohlgebildete Wandpfeiler und
Gewölbrippen, durch eine am Fusse der WVand hinlaufende
Arcatur mit inneren Kleeblattbögen verziert, mit schlanken,
kelchförrnigen Kapitälen mit zwei Blattreihen, durchweg im
reinen und noch strengen Style früher Gothik, entspricht
sie völlig der Zeit um 1266. Ganz ähnlich ist im Inneren
des Chores die Bildung der WVandpfeiler und der als Rück-
lehnen der Chorstühle dienenden Arcaden. Die Magda-
lenenkapelle endlich, die schon 1274 als bestehend erwähnt
wird hat bei übrigens sehr strenger, gothischer Form
k) Zwar hat die Elisabethkirche in Marburg dasselbe Verhältniss,
allem in späteren Hallenkirchen gab man fast immer den Seitenschitfen
und dem Abstande grössere Breite.
m") Puttrich a. a. O. S. 24, Taf. 4 und 5 a.