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Gothischer
Styl
in
Deutschland.
Bau nach Witigois Tode 1293 unterbrochen wurde, der
Chor und das Kreuzschiff im Wesentlichen vollendet, das
Langhaus angelegt. Bald darauf erlitt aber die Kirche in
der Fehde zwischen Friedrich mit der gebissenen Wange
und Adolph von Nassau im Jahre 1295 eine in diesen
Zeiten ungewöhnliche Verwüstung, und dies mag erklären,
dass nicht nur das ganze Langhaus, sondern auch manche
Details des Chores und Kreuzsehilfes, z. B. das Fenster-
maasswerk, den Charakter des vierzehnten Jahrhunderts
tragen. Nach dieser Zerstörung wurde erst unter Witigo II.
(1312 1342] der Bau wieder aufgenommen und das
Langhaus ausgeführt; erst am Ende des vierzehnten und
am Anfange des fünfzehnten kam man zur Errichtung des
westlichen Thurmbaues. Auch die Zierde des Domes, der
schlanke durchbrochene Helm eines der beiden schon von
Witigo I. in den Ecken zwischen Chor und Kreuz ange-
legten 'l'hürme, ist erst gegen das Ende des vierzehnten
Jahrhunderts entstanden. Der Grundplan, der wie gesagt
wahrscheinlich schon der ersten Bauperiode angehört b),
gleicht einigermaassen dem des Halberstädter Domes; ein
dreischifliges, hier nur um eine Abtheilung kürzeres Lang-
haus, wenig ausladende einschiH-ige Kreuzarme, ein sehr
langer, dreiseitig aus dem Achteck geschlossener Chor,
dem indessen hier die Seitenschiffe und der Umgang fehlen.
Ein wichtigerer Unterschied ist, dass das Langhaus hier
nicht, wie in Halberstadt, niedrige, sondern dem Mittel-
schiffe an Höhe gleiche Seitenschiffe hat; allein offenbar
War dies bei der ersten Anlage nicht beabsichtigt, sondern
erst im vierzehnten Jahrhundert bei der Ausführung dieses
Die bedeutende Stärke der Mauern im ganzen Gebäude mit
Ausnahme von vier Abtheilungen der nördlichen Wand, welche leichter
gehalten sind, lässt darauf schliessen, dass jene bis auf diesen kleinen
Theil schon unter Witigo I. über die Fundamente hinausgeführt waren-