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Gothischer
Styl
in
Deutschland.
in Deutschland häuiig geschah, das 'l'rif0rium fortgelassen.
Die Plananlage hält gewissermaassexi die Mitte zwischen
französischer und deutscher WVeise. Der Chor ist nämlich
von Seitenschiifen und einem Umgange umgeben, aber nur
mit drei Seiten des Achteckes geschlossen, ohne Kapellen-
kranz. Die vereinzelte Kapelle auf der östlichen Schluss-
seite des Umganges hatte wohl nicht einmal im ursprüng-
lichen Plane gelegen, da das Kapitel erst in einer Urkunde
von 1345 dem Bischof gegenüber die Verpflichtung über-
nahm, sie an Stelle einer anderen behufs des Baues abge-
brochenen Kapelle zu errichten. Das Kreuzschiff hat nur
die Breite des Mittelschiffes und ist ohne Seitenschilfe; die
ungewöhnliche Länge des Chores machte eine grössere
Ausdehnung entbehrlich. Der Plan unterscheidet sich daher
charakteristisch von dem der französischen Kathedralen; er
verfolgt fast ausschliesslich die Längenrichtung, ist minder
reich und marmigfaltig. Wenn das innere Heiligthum, der
Chorraum, dort wie im Weiten, faltigeil Gewande auftritt,
sieht man es hier schlicht, mit enganschliessendem Kleide.
Aber diese Beschränkung giebt dem Ganzen eine schlan-
kere Halttuig und eine edele Einfachheit, welche nicht
minder anspricht, und den deutschen Traditionen zusagt.
Im Inneren finden wir Pfeiler runden Kernes mit ange-
legten Diensten, doch so, dass zwischen den vier stärkeren
sechs kleinere und frei angelegte Säulen , und zwar auf
der Frontseite je zwei, nach den SeitenschiEen je eine, an-
gebracht sind. Es ist mithin, wie im Domchore zu Köln,
jene weiter ausgebildete kantonirte Säule, die wir in Frank-
reich etwa um 1'230 an mehreren Orten fanden, hier jedoch
mit eigenthümlicher und sorgfältiger Berücksichtigung des
v) S0 findet es sich an den dieser Epoche angehörigen drei west-
lichen, während an den übrigen späteren Pfeilern die Dienste mit dem
Stamme aus einem Stücke gearbeitet sind.