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Gothischer
Styl
in
Deutschland.
wurde.
Dann
stockte
aufs
Neue 5
erst
im
Jahre
1341
schritt man zur inneren Ausstattung und im Jahre 1345
zur völligen Vollendung, also muthmaasslich zur Ueber-
Wölbung des Chores. Die mittleren Theile waren aber
noch unvollendet, so dass der Bischof sich im Jahre 1366
zu der Maassregel entschloss, den Domherren einen Theil
ihrer Einkünfte zu Gunsten der Kirchenfabrik abzunöthigen.
Aus der Bauzeit von 1'252 1276, die uns hier interes-
sirt, stammen die drei westlichsten Abtheilungen des Lang-
hauses vollständig, die östlichen Theile des Langhauses
aber, deren Ausführung im Inneren und Aeusseren eine
spätere Zeit verräth, nur der Anlage nach, Welche man,
schon um den Zusammenhang des Grundrisses zu sichern,
nicht bis nach der Vollendung des Chores aufgeschoben
haben wird Ungeachtet der vielfachen Unterbrechungen
des Baues ist das Ganze und zwar vermöge der ursprüng-
lichen Anlage eines der edelsten Werke des gothischen
Styles aus seiner ersten und frischesten Zeit. Der Meister
hat sich offenbar an den besten Mustern gebildet, aber
seine geistige Freiheit bewahrt. Von der hessischen Schule
weicht er völlig ab und bleibt wie die französischen Mei-
ster den älteren Traditionen treuer; das Kreuzschiff hat
rechtwinkelige Anlage, die Seitenschiffe sind niedrig ge-
halten. Er hat ein durchgeführtes Strebesystem, Strebe-
pfeiler mit Tabernakeln und Fialen, Strebebögen, welche
die steilabfallexlde Wasser-rinne tragen, beide an den drei
westlichen Abtheilungen noch sehr einfach und denen der
Kathedrale von Rheims ähnlich, an den mehr östlich ge-
legenen Theilen des Langhauses und am Chore dagegen
reicher, aber weniger geschmackvoll. Die viertheiligen
F) Vgl. über diese geschichtlichen Daten
zu Halberstadt, 1837 (mit Abbildungen), und
kungen in Kuglefs kleinen Schriften I, S. 480,
Lucanus, der Dom
die kritischen Bemer-
489.