Westchor
Zll
Naumburg.
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Jedenfalls war der gothische Styl in seiner reineren
Form in dieser Gegend schon um 1'249 bekannt, wie dies
der Westchor des Domes zu Naumburg beweist, des-
SEI! Errichtung Bischof Dietrich in seinem bereits oben er-
wähnten offenen Briefe angekündiget hatte. Obgleich der
Bau erst im Jahre 1254 sich der Unterstützung durch eine
Indulgexizbulle Papst Innocenz III. erfreute und beim Tode
des Bischofs im Jahre 1272 noch nicht vollendet war, lag
doch beim Erlasse des Briefes wahrscheinlich schon der,
Wenigstens für die Anlage ausreichende Plan vor. Der
Chor, einschiffig und mit drei Seiten des Achteckes ab-
schliessexid, hat entwickelte Strebepfeiler mit kleinen Fialen,
hohe zweitheilige Fenster mit wohlgebildetem Maasswerk,
Bündelpfeiler mit leichten Blattkapitälen und birnförmig
profilirte Gewölbrippen Er gehört in allen Beziehungen
dem reifen gothischen Style an und ist eine wohlgeluilgene
Leistung desselben.
YVährend dieses Baues erhob sich aber an der Nord-
seite des Harzes ein sehr viel schöneres und wichtigeres
Monument, der Dom zu Halberstadt, von dessen unter
der Leitung des Propstes Semera (1237-1245) durch
Errichtung der 'l'hürme an der Fagade in den Formen
des [Tebergangsstyles begonnenen Neubau wir früher (S.
462) gesprochen haben. Ohne Zweifel war, da man an
der Westseite begann, der ältere Chor und ein Theil des
Schiffes zum Behufe des Dienstes aufrecht gelassen, so
dass die Fortsetzung nicht drängte und nach dem Tode
jenes eifrigen Propstes eine Unterbrechung eintrat, nach
Welcher der Bau dann vom Jahre 1252 an und zwar mit
Hülfe einer Reihe von Ablassbriefen des Kardinal-Legateil
und näherer und entfernterer Bischöfe, welche bis in das
Jahr 1'276 fortläuft, eifrigst und im neuen Style fortgesetzt
"Ü Puttrich 1, 1, Serie Naurnburg, Taf. 4, 22, 23-