Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Gothischer 
Styl 
in 
Deutschland. 
zweiter Hand empfangen wollte, die anderen sächsischen 
Bauten gothischen Styles folgten dieser Richtung nicht, 
sondern scheinen eher aus unmittelbar französischen Stu- 
dien, wenn auch Wiederum mit manchen Dlodificationen, 
hervorgegangen zu sein. Auch zeigen sie, selbst in 
nächster Nachbarschaft, grosse individuelle Xierschieden- 
heiten. 
Zu den frühesten gothischen Bauten in Sachsen gehört 
die Cistereienserkirche zu Pforta (Schulpforte) bei Naum- 
burg  Die Gebäude dieses Klosters geben im Kleinen 
eine Baugeschichte vom Ende des zwölften Jahrhunderts 
an. Der Kreuzgang ist überwiegend romanisch, mit spitz- 
bogigem Gewölbe, aber mit runden Arcaden auf viereckigen 
Pfeilern mit eingeblendeten Ecksäulchen. Eine abgesonderte 
Kapelle, die sogenannte Abtskapelle, hat schon weiter ent- 
wickelte Ucbergangsformen, rundbogige oder kreisförmige 
Fenster, den liundbogenfries und Lisenen, aber Rippen- 
gewölbe auf Säulenbündeln, welche schon ein Gefühl für 
die Betonung des verticalen Princips zeigen. Die Kirche 
endlich ist entschieden gothisch und zwar mit ganz anderer 
Auffassung wie in der hessischen Schule. Sie hat zwar 
noch wie die älteren Cistercienserkirchen Pfeiler viereckigen 
Kernes von wechselnder Stärke, an welchen im Langhause 
Kragsteiile die quadraten Gewölbe tragen, aber die Bündel- 
pfeiler und das Maasswerk der zweitheiligen Fenster im 
dreiseitig aus dem Achtecke geschlossenen Chore gehören 
schon dem neuen Style an, das ganze Gebäude ist mit 
Strebepfeilern bewahrt, und das Oberschiff, schlank über 
die niedrigen SeitenschiHe aufsteigend, wird von kühn ge- 
schwungenen Strebebögen gestützt. Der Chor wurde, wie 
die darin befindliche Inschrift bezeugt, im Jahre 1251 be- 
gonnen; eine Weihe erfolgte im Jahre 1268, und nur die 
ü) Puttrieh a. a. O. Abth. II, Baud l.
	        
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