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Gothischer
Styl
in
Deutschland.
zweiter Hand empfangen wollte, die anderen sächsischen
Bauten gothischen Styles folgten dieser Richtung nicht,
sondern scheinen eher aus unmittelbar französischen Stu-
dien, wenn auch Wiederum mit manchen Dlodificationen,
hervorgegangen zu sein. Auch zeigen sie, selbst in
nächster Nachbarschaft, grosse individuelle Xierschieden-
heiten.
Zu den frühesten gothischen Bauten in Sachsen gehört
die Cistereienserkirche zu Pforta (Schulpforte) bei Naum-
burg Die Gebäude dieses Klosters geben im Kleinen
eine Baugeschichte vom Ende des zwölften Jahrhunderts
an. Der Kreuzgang ist überwiegend romanisch, mit spitz-
bogigem Gewölbe, aber mit runden Arcaden auf viereckigen
Pfeilern mit eingeblendeten Ecksäulchen. Eine abgesonderte
Kapelle, die sogenannte Abtskapelle, hat schon weiter ent-
wickelte Ucbergangsformen, rundbogige oder kreisförmige
Fenster, den liundbogenfries und Lisenen, aber Rippen-
gewölbe auf Säulenbündeln, welche schon ein Gefühl für
die Betonung des verticalen Princips zeigen. Die Kirche
endlich ist entschieden gothisch und zwar mit ganz anderer
Auffassung wie in der hessischen Schule. Sie hat zwar
noch wie die älteren Cistercienserkirchen Pfeiler viereckigen
Kernes von wechselnder Stärke, an welchen im Langhause
Kragsteiile die quadraten Gewölbe tragen, aber die Bündel-
pfeiler und das Maasswerk der zweitheiligen Fenster im
dreiseitig aus dem Achtecke geschlossenen Chore gehören
schon dem neuen Style an, das ganze Gebäude ist mit
Strebepfeilern bewahrt, und das Oberschiff, schlank über
die niedrigen SeitenschiHe aufsteigend, wird von kühn ge-
schwungenen Strebebögen gestützt. Der Chor wurde, wie
die darin befindliche Inschrift bezeugt, im Jahre 1251 be-
gonnen; eine Weihe erfolgte im Jahre 1268, und nur die
ü) Puttrieh a. a. O. Abth. II, Baud l.