Sachsen.
561
Ungeachtet seiner Schönheit mid der glücklichen Ver-
schmelzung des neuen Styles mit westphälischeil Eigen-
lhümlichkeiteil scheint auch dieser Bau noch keinen schnellen
Einfluss gehabt zu haben. Zwar wurde er späterhin maass-
gebend und eine Reihe westphälischer Kirchen sind ihm
nachgebildet. Allein die meisten derselben gehören dem
folgenden Jahrhundert an, und nur etwa die Minoriten-
kirche zu Soest k), welche in kleinerem Maassstabe die
Verhältnisse des Grundplanes, der Gewölbhöhe, der Fen-
Stßr wiederholt und dabei einfache, nur mit vier Diensten
besetzte Rundpfeiler hat, dürfte noch in das dreizehnte fallen.
Ganz
anders
verhielt
OS
sich
Sachsen.
Der
Cha-
rakter dieses Volksstammes lebhaft, scharfsinnig, gewissen-
haft, mehr verständig, als im Gefühle lebend, gründlich und
in der feineren Ausführung Lmübertreiflich, geschmackvoll,
aber mehr kritisch als schöpferisch, fordert auch in der
Kunst vor Allem die feste Basis eines Princips. Das Su-
chen und Streben nach einem unbekannten Ziele ist nicht
seine
Sache.
Den
Gedanken
der
romanischen
Basilika
mit
gerader Decke hatte er mit so viel Glück wie Beharrlich-
keit ausgebildet, alle möglichen Consequenzen und Umge-
staltungen desselben versucht, ihn aber nun auch völlig
erschöpft. Ein eigener Uebergangsstyl hatte sich nicht
gebildet, der rheinische nicht Wurzel gefasst. Hier War
also in der That ein Bedürfniss, zu dessen Befriedigung
der gothische Styl sehr gelegen kam. Zuerst war er auch
hier, wie wir oben gesehen haben in Nienburg an der
Saale, von Hessen aus eingedrungen; aber sei es, dass die
Hallenform von der alten Gewohnheit der Basiliken zu sehr
abwich, sei es, dass man lieber aus der Quelle als aus
Lübke a. a. o. Tßf. XXI.
V- 36