Die
anderen
deutschen
Provinzen.
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Ohne
Zweifel
wanderten
nicht
bloss
rheinische
Werk-
leute, sondern auch solche aus den inneren Gegenden
Deutschlands nach Frankreich. Die Verbindung dieser Ge-
genden mit dem Mutterlande des neuen Styles War daher
nicht durch die Rheinprovinzen vermittelt; fanden wir ja
doch eher als in diesen am Magdebnrger Dome und an
der St. Georgskirche zu Limbnrg entschiedene Anklänge
an französische Bauten. Daher erklärt sich, dass der go-
thische Styl, etwa gleichzeitig mit dem Beginn der Bauten
von Strasburg und Köln, in allen Gegenden Deutschlands
bis zu den östlichen Marken hin häufig und mit eigen-
lhümlicher, nicht durch die rheinischen Bauten bedingter
Auflassung vorkommt. Aber gewiss war in diesen ent-
fernteren Gegenden der Verkehr mit Frankreich nicht ein
so reger, die Forderung des französischen Styles nicht
eine so bestimmte , die Vorliebe für gewisse einheimische,
diesem Style fremde Formen eine grössere. Wenigstens
bemerken wir, man kann fast sagen so wie wir den Rhein
überschreiten, nirgends ein so genaues Anschliessen an den
Französischen St_vl, als im Chore von Köln und im Lang-
hause von Strasburg. Vielmehr macht sich fast überall
ein mehr oder weniger bewusstes Bestreben geltend , den
neuen und auch hier beliebten Styl, wie es schon an der
Elisabethkirche in Marburg geschehen war, einheimischen
Bedürfnissen und deutschem Geschmacke gemäss umzuge-
Stalten. Schon am Münster zu Freiburg ist das Triforium
fortgelasseil und dagegen die Balustrade unter den Fenstern
in eigenthiimlicher VVeise ausgebildet, und selbst an der
Kirche zu Wimpfen fehlt dem Chore der Umgang und
Kapellenkranz, während auf der Ostseite des Kreuzes zwei
Thürme und zwei dem Chore ähnliche Kapellen, mit einer
in Frankreich unter der Herrschaft des gothischeil Styles
nicht vorkommenden Anordnung angebracht sind. Noch