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Gothischer
Styl
in
Deutschland.
unvollendetem, Strebewerk im Aeusseren k). Diese Chro-
nikenstelle ist allerdings vereinzelt, aber ihr Ton und ihre
Worte lassen darauf schliessen, dass sie einen sehr ge-
wöhnlichen Hergang erzählt, der sich aus (ler ganzen Lage
der Dinge ergab, und in anderen Fällen nur deshalb
verschwiegen ist, weil er alltäglich war und weil die Ge-
schichtschreiber des dreizehnten Jahrhunderts sich mit künst-
lerischen Dingen nicht viel beschäftigten. Dass jener Bau-
meister ein Franzose gewesen, ist nicht anzunehmen, der
Chronist würde es seinem Zwecke gemäss erwähnt haben.
Seine Bemerkung, (lass er erst kürzlich aus Frankreich
gekommen, deutet vielmehr auf einen deutschen Künstler,
bei dem man darauf VVerth legte, dass seine Studien frisch
und nicht durch die erneuerten Eindrücke der Heimath ver-
wischt waren. VVenn also die Bauherren den fremden Styl
ausdrücklich forderten, wenn sie denen, die ihn an der
Quelle kennen gelernt hatten, den Vorzug gaben, so war
es natürlich, dass die strebenden Meister und Gesellen sich
die YVanderung nach Frankreich zur Regel machten, sie
wo möglich wiederholten. Auch ergiebt der Umstand, dass
unser baulusliger Dechant so schnell einen Rückkehrenden
ermittelte, dass dergleichen Studienreisen sehr häufig ge-
wesen sein müssen. Daraus erklärt. sich denn auch, (lass
wir am Strasburgcr und Kölner Dome schon eine Bezie-
hung auf kurz vorher entstandene oder gar noch in der
Ausführung begriffene französische Bauten, an den oberen
Stockwerken des letzten auch auf solche 'l'heile jener Bauten
linden , welche bei der Gründung des Chores noch nicht
ausgeführt waren.
i") Ich kenne sie nicht aus eigener Anschauung.
kungen über dieselbe giebt Kugler k]. Sehr. l, 96,
zweite Aufl. S. 576.
Kurze Bemer-
und Handbuch