Stiftskirche
ZU
Wimpfen.
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gemacht hatten, sondern der Ruf von der Schönheit und
von den technischen Vorzügen dieses Styles war auch
Schon so gewachsen, dass die Bauherren ihn verlangten,
und die Arbeit nur solchen Meistern anvertrauen Wollten,
die in ihm erfahren Waren. Es ist sehr merkwürdig, dass
man sich dabei völlig bewusst war, dass der Styl aus
Frankreich stamme. Richard von Ditenstein, Dechant des
ritterlichen Stiftes Wimpfen im Thale am Neckar während
der Jahre 1262 1278, liess die alte und baufallige Kirche
abbrechen und eine neue erbauen; einer seiner Nachfolger,
der schon im Jahre 1300 starb und folglich sehr genau
unterrichtet sein musste, erzählt diesen Hergang in seiner
Chronik und bemerkt, dass Richard zu diesem Zwecke
einen Baumeister, der erst kürzlich aus Frankreich und
namentlich aus Paris gekommen, herbeigerufen habe, um sie
in französischer Arbeit auszuführen. Das Werk, fügt
er hinzu, innen und aussen mit Bildsäulen von Heiligen,
an Fenstern und Säulen mit erhabener Arbeit kostbar ge-
schmückt, sei von dem von allen Seiten herbeiströmenden
Volke bewundert worden und habe dem Künstler Ruhm
verschafft Die Kirche besteht noch und ist in reinem
gothischen Style und in edlen Verhältnissen gebaut, mit
zierlichem Laubwerk an den Kapitälen und mit, wenn auch
m) F. H. Müller hat das Verdienst, in seinen Beiträgen zur deut-
schen Kunst und Gesehichtskunde Bd. I. S. 73 zuerst auf diese, in
BurehartPs de Hallis Chronicon bei Schannat Vindemiae litterariae II,
P- 59 abgedruckte Stelle aufmerksam gemacht zu haben. Sie lautet:
Monasterium nimia vetustate ruinosum diruit, accitoque peritissimo ar-
Chitecturae artis latomo, qui tunc noviter de villa Parisiensi e partibus
venerat Franciae. opere Francigeno Basiiicam ex sectis lapidibus
eonstrui jussit: idem vero artifex mirabilis Basilicam, iconis Sanctorum
intus et exterius ornatissime distinctam, fenestras et columnas anaglici
(ohne Zweifel für anaglyphi) operis multo sudore et sumptuosis fecerat
ßxpensis, sicut usque hodie apparet. Populis itaque undique adve-
nientibus, mirantur tam opus egregium, laudant artificem, venerantur
Dei servum Richardum etc.