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Gothischer
Styl
in
Deutschland.
ein höchst einsichtiger und zugleich grosser Meister konnte
ein so feines Stylgefühl in seinen Schülern erwecken rmd
zum bleibenden Erbtheil der nachfolgenden Generationen
machen, und Meister Gerhard verdient daher, obgleich erst
Meister Johannes die Ausführung leitete, einen Theil des
Lobes, das diesen oberen Arbeiten gebührt.
Die Anlage des Langhauses und den Entwurf der Fa-
gade und Thürme Werde ich als Werke der folgenden
Epoche erst künftig näher besprechen, und gehe sofort zu
einigen anderen Gebäuden über, Welche während des lang-
samen Aufsteigens des Domchores als Nebenarbeiten der
Kölner Hütte oder unter ihrem Einflüsse entstanden. Das
erste
derselben
ist
die
Kirche der Cistercienserabtei zu
A11
tenberg. Der Stifter und der erste Abt des Klosters
(1133) waren aus dem mächtigen Geschlechte der Grafen
von Berg, Welches hier seine Grabstätte wählte und die
Stiftung fortwährend begünstigte. Auch Erzbischof 'J.'heo-
dorich von Köln 1214] liess sich hier begraben, und
überhaupt erscheinen die Erzbischöfe, meistens Verwandte
oder doch Verbündete des benachbarten Dynastenhauses,
als Gönner der Stiftung. Dies Alles macht es denn sehr
erklärlich, dass bei dem im Jahre 1255 mit Unterstützung
der Grafen begonnenen Neubau der Kirche die Meister der
Kölner Domfabrik zu Rathe gezogen wurden. In der That
finden wir in der Anlage und in den Details die grösste
Uebereinstimmung, so weit sie zwischen der kolossalen
Metropolitane und der einsamen, im entlegenen Thale er-
richteten Klosterkirche stattflnden konnte. Der Grundplan,
die schlanken, aufstrebenden Verhältnisse, namentlich die
bedeutende Höhe, mit der das MittelschiH über die sehr
niedrig gehaltenen SeitenschiHe emporragt, sind im kleineren
Maassstabe dieselben. Wie dort ist auch hier der Quer-
arm dreisehiffig und der Chor mit fünf Schiffen ansetzend