Der
Chor
des
Kölner
Domes.
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etwas früher als der von Köln ebenfalls mit genauem An-
SGlllllSS an den Plan von Arniens errichtet wurde und den-
Selben in einigen Punkten zu verbessern suchte. Aber ge-
Pade indem wir beide Nachbildungen vergleichen, sehen
wir, wie viel selbstständiger der deutsche Meister verfuhr,
als der von Beauvais. In manchen Beziehungen stimmen
beide überein. Die Seitenwände der radianten Kapellen,
Welche in Amiens divergiren, haben sie durch Verstärkung
der Nebenpfeiler parallel gemacht; die Pfeiler des Rund-
pllnktes sind etwas enger gestellt, die Oberlichter über
denselben nicht mehr viertheilig, sondern zweitheilig, die
absolute Höhe, der Ausdruck des Schlanken und Aufstre-
benden, ist gesteigert. Aber der Meister von Beauvais
übertrieb das Wagniss leichter und luftiger Anordnung,
indem er auch die Breite des Mittelschiffes und den Pfeiler-
abstand vergrösserte, und verstiess (iadurch gegen die Irlar-
monie der Verhältnisse und sogar gegen die Solidität, so
dass das Gewölbe einstürzte und man Zwischenpfeiler ein-
schieben musste. Der Meister von Köln behielt dagegen
die engere und regelmässigere Pfeiler-Stellung bei, und suchte
durch reinere und bestimmtere Verhältnisse zu wirken;
Während in Amiens die inneren SeitenschiHe etwas breiter,
als die äusseren, beide zusammen etwas Weiter als das
Mittelschiff sind, gab der Kölner Meister ihnen in beiden
Beziehungen völlige Gleichheit und erreichte dadurch eine
mehr harmonische VVirknng.
Vor Allem aber übertraf er seinen Vorgänger in den
Details. In Amiens ist die Bildung der Pfeiler keine sehr
glückliche; es sind kantonirte Rundpfeiler, an denen die
Schlanke Haltung der Dienste mit der Dicke des Kernpfei-
lers, das kleinere Kapitäl mit dem grössercn contrastirt,
deren hohe Dienste durch die Deckplatte der unteren Ka-
pitäle, durch ein Kapitäl am unteren Gesims des Trifo-