538
Gothischer
Sty]
in
Deutschland.
seit
dem
Wiedererwachten
Verständniss
mittelalterlicher
Kunst haben nicht bloss Deutsche, sondern auch Ausländer
sie für die glänzendste Leistung des vollkommenen gothi-
sehen Styles aller Länder erklärt ist in Deutschland die
Riesenaufgabe der Vollendung des gewaltigen Monnmentes
zur Nationalsache geworden. Ueberdies darf ich darauf
rechnen, dass die meisten meiner Leser schon unter diesen
Iümmelhohen
Gewölben
und
zwischen
dem
Walde
VOll
FiaIeII und Bögen der oberen 'l'heile gewandelt. sind, oder
sich doch aus dem Boisserärfschen Prachtwerke eine leben-
digere Anschauung verschaffen werden , als blosse Worte
ihnen zu geben vermögten. Ich beschränke mich also auf
Wenige Bemerkungen. Im WVesentliehen hat , wie gesagt,
der Meister des Domes den Chor von Amiens zu seinem
Vorbilde genommen; die ganze Anordnung, die Grundver-
hältnisse der Schiffe und des Pfeilerabstandes, die Höhen-
verhältnisse, namentlich auch die gewaltige Ilöhe des Mit-
telschiffes, welche sich zu der der Seitenschilipe wie 5 zu
2 verhält, die Durchbrechung dieses oberen Theiles durch
ein durchsichtiges 'l'rit'0rium und durch hohe, bis an den
Rand der Scheidbögeil gehende Oberlichter, selbst das
Maassxrverk einiger Fenster sind völlig wie dort. Aber es
ist die Nachbildung eines grossen Meisters, der nichts
ungeprüft annahm, sondern die Intentionen seines Vorgän-
gers erforschte und besser auszudrücken suchte, und die
Details so glücklich verbesserte, dass sein Werk neben
jenem Vorbilde wie die reife, prachtvoll entwickelte Blume
neben der nur halbgeölfneteil Knospe erscheint.
Meister Gerhard, indem er den Dom zu Amiens be-
nutzte, kannte doch auch andere französische Bauteil, na-
mentlich den Chor der Kathedrale von Beauvais, welcher
m) Z. B.
Aehnlich Hope.
Whewel ,
Archit.
Notes
of
Germar
urches
ch
128.