Geschichte
des
Kölner
Domes.
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schon diese Notiz auf den Chor beschränkt, war keines-
Weges ein so zerstörender, dass er einen gänzlichen Neu-
bau der Kirche nöthigc machte; er muss vielmehr höchst
unbedeutend gewesen sein. Die gleichzeitigen deutschen
und belgischen Schriftsteller, selbst Gottfried Hagen, der
Verfasser der Kölner Reimchronik, erwähnen seiner nicht;
auch in einer ehemals über der Domthüre befindlichen In-
schrift, welche die Grundsteinlegung und Weihe des Chores
ziemlich ausführlich referirt, deutet kein vVort auf eine
Feuersbrunst. Urkundliche Nachrichten ergeben, dass selbst
die hölzernen Thürme des alten Domes nicht vom Feuer
gelitten hatten, und es scheint sogar, dass im Jahre 1252
der Hochaltar noch bestand, da man in demselben Münz-
proben niederlegte k). Wohl aber sehen wir, dass die
Bauherren diesen unbedeutenden Brand benutzten, um Theil-
nahme für den Neubau ihrer Kirche, in Welcher (wie sie
zu bemerken nicht unterlassen) die Körper der heiligen drei
Könige ruhen, zu erwecken und Beisteuern zu erhalten.
Schon am 21. Mai, kaum vier Wochen nach dem Unfalle,
haben ihre Boten den zum Glück in Lyon weilenden Papst
erreicht und zur Bewilligung eines Ablasses bestimmt;
noch nach neun Jahren, bei seinem Aufenthalte in Eng-
land, macht der Erzbischof den Brand geltend, um eine
erneuerte Sammlung wirksam einzuleiten. Bemerkenswerth
ist auch, dass schon in der Bulle vom 21. Mai der Ent-
Aufzeichnungen, welche sich nicht ausschliesslich auf den Dom bezo-
gen, der Kürze halber gebraucht wurde. Um die Zweifel zu häufen,
ist auch noch der Quirinstag unsicher. Die übrige katholische Kirche
feiert ihn am 30. März, Köln aber am 30. April, und man wird daher
dies Datum annehmen müssen, obgleich dadurch der Zeitraum zur Ex-
trahirung der Bulle vom 21. Mai ein sehr kurzer wird.
i) Lacomblet, Archiv S. 110 und 109. Die Niederlegung geschah
zufolge der Urkunde „in sacrario S. Petri majoris ecclesie in Colonia", was
Boisseree durch "Sakristei" übersetzt, Lacornblet aber mit überzeugenden
Gründen durch die Worte: „im Altare des h. Petrus in der Domkirche".
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