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Gothischer
Styl
in
Deutschland.
vielleicht verschoben sein würde, wenn nicht im Jahre
1248 eine zufällige Feuersbrunst die alte Domkirche bis
auf die Mauern zerstört und den Neubau zur dringenden
Nothwendigkeit gemacht hätte. Sehr bald nach diesem
Brande, schon am 21. Mai, habe Papst Innocenz IV. von
Lyon aus, wo er damals weilte, eine Ablassbulle erlassen,
welche des neuerlichen Brandes und der Absicht einer
prachtvollen Herstellung gedenkt; und sofort, am 14. Au-
gust desselben Jahres, Erzbischof Conrad in Gegenwart
König Wilhelmis von Holland und vieler weltlichen und
geistlichen Fürsten den Grundstein gelegt. Allein der Fort-
schritt der Arbeit habe diesem beschleunigten Anfange nicht
entsprochen. Der alte Dom der dichtbevölkerten Stadt sei
von Kapellen und Wohnhäusern eng umgeben gewesen,
Welche anderen kirchlichen Instituten und Privaten gehörten
und an welchen mancherlei Rechte hafteten, und deren für
den beabsichtigten Neubau erforderliche Fortschaffung da-
her langwieriger [Tnterhandlungen bedurfte, ehe die schon
an sich weitläuftige Fundamentirung der beabsichtigten ko-
lossalen Mauern beginnen konnte. Ueberdies seien heftige
Feindseligkeiten zwischen der Stadt und dem Erzbischofe
dem friedlichen Unternehmen störend entgegengetreten, und
die Einnahmequellen nicht immer so reichlich geflossen,
wie es der immense Bau erforderte. So sei es gekommen,
dass man erst im Jahre 1322 bis zur Vollendung und Ein-
weihung des Chores gelangt sei, erst dann und wiederum
langsam die westlichen Theile und die Thürme in Angriff
genommen, lllld endlich, nachdem der fromme Eifer des
Mittelalters erkaltet war, das Ganze so unvollendet gelassen
habe, wie es auf unsere Tage gekommen ist.
Man nahm hiernach für gewiss an, dass die völlige Zer-
störung des alten Domes auch einen totalen Neubau erfordert
und die Grundlegung sich auf einen solchen bezogen habe,