Der
Dom
Zll
Strasburg.
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schon nicht mehr den Kathedralen von Rheims und Amiens,
sondern den unter Ludwig IX. begonnenen Bauten, na-
mentlich dem Herstellungsbau von St. Denis. Wie in die-
sem ist statt des kantonirten Rundpfeilers der vollständige
Bündelpfeiler auf rautenförmiger Basis und mit hoch hin-
aufgehenden Diensten des Oberschilies angewendet, und
das 'l'rif0rium nicht mehr wie in Rheims und Amiens als
eine isolirte Arcatur, sondern als Anfang des Fenster-
maasswerkes und mit demselben zusammenhängend vier-
theilig gebildet. Die deutsche Gothik adoptirt daher das
Triforium, obgleich unsere einheimischen Traditionen nicht
darauf hinfiihrten, sogleich in einer späteren Gestalt und
mit Ueberspringung der Mittelstufen. Auch die Anlage der
Fenster und die Behandlung des Maasswerks lassen ver-
muthen, dass unser deutscher Meister seine Studien in der
Hütte von St. Denis gemacht, und die dort entstandenen
Formen, unmittelbar und ehe der französische Bau vollen-
det wurde, an den Rhein verpflanzt hat. Indessen über-
trilft er sein Vorbild in manchen Beziehungen, namentlich
in der Ausbildung der Pfeiler und in der Behandlung des
Blätterschmuckes der Kapitale, auch hat er sein 'l'riforium,
obgleich er es mit den Fenstern verbindet, nicht wie in
St. Denis mit durchbrochener Hinterwand gebildet, und so
dieser unvortheilhaften Neuerung seine Zustimmung ver-
sagt, dagegen aber demselben durch Hinzufügnng einer Ba-
lustrade an ihrem Fusse einen neuen und reichen Schmuck
gegeben.
Das Langhaus des Freiburger Münsters ist dem des
Strasburgers überaus ähnlich. Auch hier hatte der Meister
mit den Dimensionen der älteren östlichen Theile zu käm-
pfen und setzte sich mit denselben ganz so auseinander,
wie es in Strasburg geschehen war; er gab nämlich den
Seitenschiffen mehr als die Hälfte der beibehaltenen Mittel-