Der
Dom
ZU
Strasburg.
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gebäude scheint auch die sehr eigenthümliche Anordnung
des Kreuzschiffes zusammenznhängen. Die Kreuzarme sind
nämlich sehr weit ausladend, so dass jeder mehr als das
Quadrat der Tiefe enthält, und deshalb nicht mit einem
grossen, sondern mit vier kleinen Kreuzgewölben bedeckt,
Welche in der Mitte auf einer freistehenden hohen Rund-
säule ruhen. Diesen Säulen entsprechend ist denn auch
zwischen jedem Paare der vier mächtigen, an den Ecken
der Vierung stehenden Pfeiler eine kleinere Säule gestellt,
so dass das ganze Kreuzschiff in seiner Längemichtung
durch eine Säulenreihe getheilt ist, und neben dem grös-
seren Raume der Vierung auf jeder Seite vier kleinere
Abtheilungen entstanden sind. Wenn auch bei dieser An-
ordnung zunächst die Sicherung des Gewölbes bestimmend
gewesen sein mag, so geizvährte sie doch den Vortheil,
jene weiten Räume des KreuzschiHes zu theilen, neben der
Vierung kleinere Gewölbfelder zu bilden, und so den
Rhythmus der Ilaupb- und Nebenschilfe des Langhauses
in den östlichen Theilen wiederkehren und ausklingen zu
lassen, wie dies im gothischen Style nur in viel grossar-
tigerer VVcise ausgeführt war. Wir können daher hierin
eine diesem Style verwandte 'l'endenz erkennen, obgleich
alle Details des Krcuzschilfes (mit Ausnahme der einen, of-
fenbar späteren, durch Bildwerk der Sabina von Steinbach
geschmückten Säule) im Wesentlichen romanisch sind.
Beim Beginn des Langhauses übernahm ein anderer
Meister die Leitung des Baues, ein entschiedener und
Ivohlunterrichteter Anhänger der Gothik, welcher in allen
Beziehungen mit den neuesten und schönsten Leistungen
der französischen Kunst zu wetteifern suchte. Er kam
dabei sofort in Conflict mit den Anlagen seines Vorgän-
gers. Dieser hatte die Breite des Mittelschiffes möglichst
ausgedehnt, sich aber mit einer sehr mässigen Höhe be-