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Gothischer
Styl
in
Deutschland.
die Gewölbgurten etwas feiner profilirt, an den Diagonalen
als Rundstäbe mit einem beistehen, die Fenster (je eines
unter jedem Gewölbfelde) lancetförmig ohne Maasswerk.
Wir sehen also durchweg den älteren französisch-gothi-
sehen Styl, und zwar in so primitiver Gestalt, wie er in
Deutschland sonst nirgends vorkommt. Es ist auffallend,
dass diese Formen hier zu einer Zeit, wo sie in Frank-
reich schon durch neuere Erfindungen verdrängt waren,
und bei einem Tochterkloster von Heisterbach vorkommen,
dessen so eben neu erbaute Kirche sich dem rheinischen
Style anschliesst. Wenn man indessen erwägt, dass die
Cistercienser in steter Verbindung mit Frankreich standen,
dass auch der Abt Heinrich von Heisterbach, unter dessen
langer Regierung (1208 1244] die Kirche von Marien-
statt erbaut wurde , in Paris studirt hatte, so ist es sehr
begreiflich, dass er und vielleicht auch diejenigen seiner
Brüder, welchen die unmittelbare Leitung des Baues an-
vertraut war, sich nach französischen Bauten richteten, die
während ihrer Jugend entstanden und ihnen bekannt ge-
worden waren. Ebenso begreiflich ist es aber, dass dieser
einsam gelegene und überdies sclnnucklose und fast rohe
Bau kein grosses Aufsehen erregte und nicht dazu beitrug,
den reichen Uebergangsstyl der niederrheinischen Lande zu
verdrängen.
Anders verhielt es sich in der südlichsten der rheini-
schen Provinzen, im Elsass. Der Einfluss aus den be-
nachbarten romanischen Ländern, den wir hier schon in
der vorigen Epoche wahrnahmen, erhielt sich auch wäh-
rend der Uebergangszeit. Namentlich lässt er sich an der
Kirche zu Ruffach nachweisen, in welcher, ganz wie in
den französischen Kirchen aus der zweiten Hälfte des
zwölften Jahrhunderts, gegliederte Pfeiler mit Rmidsäulen
wechseln und unter jedem quadraten Gewölbe drei verbun-