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Früheste
gothische
Bauten
in
Deutschland.
auffallender ist, wie sich bei decorativen Architekturwerken
noch lange eine seltsame Mischung romanischer und go-
thischer Formen erhielt. Dies zeigt der Baldachin über
dem Grabe des Stifters im Westchore der Abteikirche zu
Laach, welcher von dem Abte 'l'l1e0doricl1 (1282-1295)
errichtet wurde, an welchem sechs Säulen vermittelst klec-
blattförmiger und herzförmiger Steinrippen eine Zwerggal-
lerie tragen, auf der darm wieder vermittelst herzförmigen
Maasswerkes die offenen Steinrippen der Decke ruhen.
Die Ausarbeitung des Steines zu freien, dem Maasswerk
ähnlichen Gliedern, die Kenntniss des Rippengewölbes sind
dem Erbauer dieses kühnen Zierwerkes geläulig gewesen,
aber viele Details und der Ausdruck des Ganzen ist noch
völlig romanisch
Bis zum Jahre 1248 weiss ich in diesen Gegenden
nur einen Bau zu nennen, der entschieden gothischen Styles
und zugleich von der Trierer Schule unabhängig ist, die
Kirche des Cistercienserklosters Marienstatt (Locus
Mariae] bei Ilachenberg im Nassauischen. Schon im Jahre
1215 wurde auf den Wunsch eines frommen burggräf-
lichen Ehepaares die übliche Zahl von zwölf Mönchen
unter Leitung des Abtes Herrmann hieher geschickt, aber
erst später, wie gewöhnlich durch eine Vision des Abtes,
die zur Gründung des jetzigen Klosters geeignete gefunden,
worauf denn im Jahre 1227 der Grundstein der Kirche
gelegt wurde im). Die Weihe erfolgte sogar erst im Jahre
ü] Das merkwürdige Monument ist noch nicht edirt; selbst in
dem Werke von Geier und Görz ist die Publikation nur in einem Sup-
plementhefte verheissen. Die Zeit der Errichtung steht allerdings nicht
ganz fest, da die Inschrift, auf welcher unsere Kunde beruhet, nur
den Namen des Abtes Theodorich nannte, und ein früherer Abt des-
selben Namens von 1235 1247 regiert hatte. Die kühne Behandlung
des Steines lässt aber eher auf die spätere Zeit sehliessen. Anderer
Ansicht ist Boisseree, Niederrhein, S. 11.
"j Jongelinus, Notitia, Lib. XII, p. 24. Brower et Masenius,