Volltext: Geschichte der bildenden Künste im Mittelalter: Entstehung und Ausbildung des gothischen Styls (Bd. 5 = [2], Bd. 3)

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Früheste 
gothische 
Bauten 
in 
Deutschland. 
tungen, Ringsäulerl mit dem Eckblatt der Basis, im Aeus- 
seren Lisenen mit spitzbogigen Wandarcaden, in denen 
Reliefköpfe angebracht sind; er trägt noch ganz das Ge- 
präge des Uebergangsstyles. Das Langhaus dagegen, drei 
fast gleichhohe Schiffe von je zwei G-ewölbfeldern, hat 
völlig gothische Form und, wie die Elisabethkirche, Bund- 
pfeiler mit vier vom Boden aufsteigenden Halbsäulen, zwi- 
schen denen aber noch, um den kleineren Baum reicher zu 
schmücken, vier kleinere auf Consolen ruhende Dienste an- 
gebracht sind. Einzelne romanische Reminiscenzen sind 
mit gothischen Formen von höchster Vollendung gemischt. 
Die Gewölbrippen sind noch rund profilirt, die Basis ist 
noch der attischen Basis ähnlich, aber die Kapitäle und 
Consolen haben schon die Nachahmung natürlicher Blätter 
und Früchte im reinsten Style, und die Fenster zeigen ein 
zwar noch einfaches, aber wohlgebildetes Maasswerk. 
Auch stehen Chor und Schiff ungeachtet der Verschieden- 
heit des Styles in vollster Harmonie, in beiden dieselbe 
stylvolle Haltung, dieselbe Freiheit und Wärme der Aus- 
führung. Der Uebergang von einem Style zum andern ist 
nicht gewaltsam, wenn auch rasch; man glaubt es wahr- 
zunehmen, wie derselbe Meister durch seine Studien schon 
für die Aufnahme des neuen Styles vorbereitet, Während 
des Baues zu näherer Kenntniss desselben gekommen, und 
sofort zur Anwendung geschritten ist. In der That über- 
trifft dies kleine Gebäude vielleicht alle gleichzeitigen und 
früheren Bauten Westphalens an Feinheit und Geschmack 
der Behandlung, und man mag daher wohl annehmen, dass 
der Einfluss aus dem benachbarten Hessenlande, wo gerade 
jetzt die Elisabethkirche zu Marbln-g in ähnlichen reinen 
Formen entstand, einen begabten jüngeren Meister zu diesen 
Leistungen angeregt hat. 
Unter dem Einflüsse der Nicolaikapelle und nicht viel
	        
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