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Früheste
gothische
Bauten
in
Deutschland.
tungen, Ringsäulerl mit dem Eckblatt der Basis, im Aeus-
seren Lisenen mit spitzbogigen Wandarcaden, in denen
Reliefköpfe angebracht sind; er trägt noch ganz das Ge-
präge des Uebergangsstyles. Das Langhaus dagegen, drei
fast gleichhohe Schiffe von je zwei G-ewölbfeldern, hat
völlig gothische Form und, wie die Elisabethkirche, Bund-
pfeiler mit vier vom Boden aufsteigenden Halbsäulen, zwi-
schen denen aber noch, um den kleineren Baum reicher zu
schmücken, vier kleinere auf Consolen ruhende Dienste an-
gebracht sind. Einzelne romanische Reminiscenzen sind
mit gothischen Formen von höchster Vollendung gemischt.
Die Gewölbrippen sind noch rund profilirt, die Basis ist
noch der attischen Basis ähnlich, aber die Kapitäle und
Consolen haben schon die Nachahmung natürlicher Blätter
und Früchte im reinsten Style, und die Fenster zeigen ein
zwar noch einfaches, aber wohlgebildetes Maasswerk.
Auch stehen Chor und Schiff ungeachtet der Verschieden-
heit des Styles in vollster Harmonie, in beiden dieselbe
stylvolle Haltung, dieselbe Freiheit und Wärme der Aus-
führung. Der Uebergang von einem Style zum andern ist
nicht gewaltsam, wenn auch rasch; man glaubt es wahr-
zunehmen, wie derselbe Meister durch seine Studien schon
für die Aufnahme des neuen Styles vorbereitet, Während
des Baues zu näherer Kenntniss desselben gekommen, und
sofort zur Anwendung geschritten ist. In der That über-
trifft dies kleine Gebäude vielleicht alle gleichzeitigen und
früheren Bauten Westphalens an Feinheit und Geschmack
der Behandlung, und man mag daher wohl annehmen, dass
der Einfluss aus dem benachbarten Hessenlande, wo gerade
jetzt die Elisabethkirche zu Marbln-g in ähnlichen reinen
Formen entstand, einen begabten jüngeren Meister zu diesen
Leistungen angeregt hat.
Unter dem Einflüsse der Nicolaikapelle und nicht viel