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Früheste
gothische
Bauten
in
Deutschland.
Fusse des achteckigen Helmes durch vier einfache Fialen
abschliessen. Die ganze Faeade ist also höchst anspruchs-
los und einfach, macht aber durch ihre klaren und regel-
mässigen Verhältnisse einen bedeutenden, würdigen und
ernsten Eindruck und zeigt das Verticalprincip in einer Klar-
heit und Reinheit, wie kaum irgend ein anderes Gebäude.
Bei diesen Eigenschaften kann es nicht überraschen,
dass die Bauhütte dieser Kirche einen bedeutenden Einfluss
auf andere Bauten ausübte. Eine Reihe von Kirchen mit
gleichhohen Schilfen und entschiedener Familienähnlichkeit
beweist, wie lange man noch in Hessen diesem V orbilde
folgte. Die meisten derselben, wie die M arienkirehe in
Marburg selbst, die Kirchen zu Frankenberg, Grün-
berg, Alsfeld, Friedberg und die wiewohl zum Theil
ziemlich primitive Formen enthaltende Kirche zu Wetter,
sind erst nach der Vollendung der Elisabethkirche, zum
Theil selbst im vierzehnten Jahrhundert und sogar in der
Spätzeit desselben gegründet. Dagegen scheint die Cister-
cienserkirche zu Haina gleichzeitig mit der Elisabethküche,
vielleicht selbst früher als diese , begonnen zu sein Ü, da
sie bei grosser Aehnlichkeit mit derselben zum Theil pri-
mitivere Formen enthält. Die Halbsäuleu der Pfeiler haben
noch, wie in der Liebfrauenkirche zu Trier , den Schaft-
rilng, das Mnasswerk der Fenster und die Gewölbe sind
nicht mit der Gleichheit und Sicherheit behandelt, wie in
t] Die Geschichte des Klosters ist ziemlich dunkel. Nach dem
bei Jongelinus (Notitia abb. Ord. Cist. Lib. III, p. 60) abgedruckten
Visitationsrezesse vom Jahr 1244 war das Kloster vor seiner Verlegung
nach I-Iaina an fünf anderen Stellen gewesen. Die Stiftung war indes-
sen schon 1144 erfolgt und zufolge einer Urkunde von 1215 (bei Jon-
gelinus und bei Gudenus Cod. dipl. nro. 164, p. 43?) scheint die
Verlegung nach Haina damals schon beschlossen. Nach Kuchenbeeker,
Annal. Hass. Coll. IV, p. 309, soll diese Verlegung im Jahre 1221
ausgeführt und der Bau der Kirche sogleich mit aller Macht angefangen
und vollendet sein.