Elisabeth
Zll
Marburg.
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einem gleichmässig um die ganze Pfeilermasse herumlau-
fenden Gesimse, die Triforien, die Oberlichter fielen fort,
die gesammte Anordnung des Inneren wurde einfacher.
Die Anlage des Kapelleukranzes wäre, da es kein nie-
driges, um den höheren Chorraum herumzuführendes Sei-
tenschiff gab, ein müssiger und unorganischer Zusatz ge-
wesen. Der ganze ritterliche Prunk frei aufsteigender Fia-
len, kühner Strebebögen, breiter, reicheres Maasswerk
erforderuder Fenster war ausgeschlossen. Dagegen trat
das Verticalprincip in jenen einfacheren Pfeilern und hohen
Seitenwänden, in den Strebepfeilern, welche ununterbrochen
vom Boden bis zum hohen Dache aufsteigen, deutlicher zu
Tage. Es war dadurch die Richtung auf eine schlichtere
Behandlung aller Theile gegeben, welche weniger durch
Mannigfaltigkeit und Kühnheit, als durch übersichtliche
Anordnung, klare und strenge Gesetzlichkeit, richtige und
harmonische Verhältnisse und Anmut-h der Details zu Wir-
ken suchte. Schon die Annahme der Hallenform zeugt
von der Neigung für eine solche Auffassung. Dass diese
aber nicht bloss durch jene bedingt war, ergiebt sich aus
der davon unabhängigen Facade. Denen der französischen
Kirchen ist sie sehr unähnlich; der. Schmuck der Statuen,
der Arcadem-eihen, der Rose fehlt; das Portal steigt nicht
mit einem Spitzgiebel frei empor, sondern ist nur mit
schlanken Säulchen, mit Archivolten, die noch nach dem
Gesetze des romanischen Styles abwechselnd nackt und
mit Blätterreihen verziert sind, mit einem Rankengewinde
im Bogenfelde, sehr einfach, aber anmuthig geschmückt.
Darüber bildet ein breiteres Fenster mit reichem Maasswerk
die einzige Ausstattiulg der Wand unter dem Giebel des
Mittelschilfes, während die beiden Thürme, durch kräftige
Strebepfeiler begränzt und bloss durch schlanke Spitzfenster
verziert, in schwacher Verjüngung aufsteigen und am