Die
Liebfrauelnkirche
in
Trier.
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dessen durch einen Sechspass belebte) Kreis nach Verhält-
niss der Bögen etwas zu gross gehalten ist. Dagegen ist
die Bildung des Kapitäls schon mehr dem Geiste des neuen
Styles entsprechend, als in den Kathedralen von Rheims
und Amiens, ein den ganzen Pfeiler mit Einschluss der
Halbsäulen in stets gleicher Höhe umfassendes schmales
Gesims, das mit zwei Reihen theils auf ihren Stielen ste-
hender, theils frei angelegter Blätter geschmückt ist. Die
Prolile der Gurten und Bögen sind sämmtlich schon leicht
und tief unterhöhlt und zum Theil birnförmig, die Rippen-
geivölbe mit grosser Kühnheit meisterlich ausgeführt. Das
Aeussere ist durchweg an allen Winkeln der Nischen mit
Strebepfeilern bewehrt, die mit einfacher Abdachung schlies-
Sen; Strebcbögen sind nicht vorhanden, aber auch nicht
nöthig, da halbkuppelförmige Gewölbe von allen Seiten
nach der Mitte zu stützend anstreben. Die Pfeiler haben
sämmtlich leichte Schaftringe, die aber nicht auf mittlerer
Höhe stehen, sondern dem Kafsimse der unteren und oberen
Fenster entsprechen. Auch haben die hohen Pfeiler sowohl
unten bei dem Ansatze der Scheidbögen, als oben bei dem
der Gewölbe ihre Kapitälgesimse, so dass vier Horizontal-
linien durch das ganze Innere fortgeführt sind, was bei
dem leichten Ueberblick über sämmtliche Pfeiler, den die
Rundgestalt gewährt, sehr vortheilhaft wirkt. Sämmtliche
Portale sind rundbogig. Das Hauptportal auf der West-
Seite hat schon nach französischer Weise an den Seiten-
Wänden grosse Statuen unter Baldachiilen, in den fünf Ar-.
chivolten Statuetten. Die beiden anderen, das eine vom
Dome, das andere vom Kreuzgange her in die Kirche füh-
rend, schliessen sich dagegen noch an romanische Bildung
an, indem ihre schrägen Gewändc mit schlanken, zum
Theil mit Schaftringen versehenen Säulen, ihre Archivolten
mit reichen Kränzen besetzt sind. Das letzterwähnte Portal
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